Unterhalb der Prinz-Heinrich Baude, l. vom Wege, stürzt der Lahnberg von den Teichrändern (1374 m) mit äusserst schroffen Felswänden zur Tiefe ab. Mit Staunen
und Grauen blicken wir in den furchtbaren Schlund, wo in regungsloser Ruhe, einer erstarrten, dunklen Glasmasse gleichend der Spiegel des Grossen oder Schwarzen Teiches (1249 m) ruht, dessen wir erst gewahr werden, wenn wir hart am Rande des Abgrundes stehen.
Die schroffe, mitunter fast senkrechte Felswand zieht sich mehr als 3 km
weit erst in südöstL, dann südl., östl. und nordöstl. Richtung fort, in dieser Weise zwei dem Schneegruben ähnlichen Felsenkessel bildend, die sich gegen N.-O. öffnen und in deren grösserem südl. liegendem, ein zweiter Bergsee liegt, der Kleine oder Forellenteich (1178 m).
Man wird seiner nach weiterer kurzer Wanderung am oberen Bergrande ansichtig. Der Anblick der beiden Teiche von oben herab gehört mit zu dem Genussreichsten, dessen das Gebirge bietet, und niemand sollte daher den Besuch der Teichränder unterlassen. Das sich hier aufrollende Landschaftsbild besitzt wieder einen ganz eigenartigen Charakter,
hervorgerufen durch die spiegelnden Wasserflächen, die wir hier das erstemal beobachten.
Indes wirken die Wasserspiegel keineswegs belebend auf ihre Umgebung ein; sie erscheint höchst einsam, öde und wüst. Dies gilt insbesondere von jener des grösseren der Seen; der
kleinere sieht etwas freundlicher drein, wozu auch die an seinem Ufer inmitten eines saftiggrünen Rasenteppichs liegende Baude beiträgt.
Besuch der Teiche. Wer sich mit den beiden Wasserbecken näher vertraut
machen und ihren vollen Eindruck gemessen will, muss zu ihnen hinab steigen.
Zum Grossen Teiche führt der Weg vom Mittagstein hinab. Der ausgetretene Pfad
leitet uns bis an das nördl. Ufer, wo er sich im Geröll und Sande verliert.
Beim
weiteren Vordringen muss man den vorlagernden Trümmerwall überklettern,
der sich allmählich erniedrigt, bis er auf das Niveau des Teiches herab sinkt,
da, wo die Gewässer desselben als Grosses Teichwasser abfliessen, auf einer
Strecke unter den Gesteinsblöcken verschwindend und aus der unterirdischen
Tiefe unheimlich heraufrauschend.
Das Südufer des Teiches ist wegen grosser
Schroffheit (es fällt im Mittel unter einem Winkel von 43° bis 48° ab) nicht
zugänglich, so dass derselbe nicht rund umgangen werden kann. Die Länge seines
Wasserspiegels beträgt 580 m, die grösste Breite fast 200 m, der Flächeninhalt
circa 660 a, die grösste Tiefe am Südufer 23,5 m. Das eine niedrige Temperatur
(6,5° bis 10° C. in den oberen Schichten) aufweisende Wasser ist sehr rein.
Einige über die
Südwand herabrieselnde Wasseradern speisen den Teich. Im Winter und Frühjahr
stürzen häufig grosse Lawinen in denselben, die dann seine mächtige Eisdecke durchschlagen und seine Wasser sich hoch aufbäumen lassen, so das sie über den niedrigen Damm sich ergiessend, arge Verwüstungen anzurichten vermögen wie dies beispielsweise im Winter 1843 bis 1844 der Fall war, wo durch die sich heranwälzenden Eisschollen, Felsstücke und Bäume die Brückenberger Mühle bedroht wurde.
In milden Wintern lieferte der Teich Eis für Breslau und sogar bis Berlin. Die Gewinnung war freilich beschwerlich. Die Eisblöcke wurden auf Hörnerschlitten nach Krummhübel, von da zu Wagen nach Reibnitz oder Schmiedeberg geschafft um daselbst verladen zu werden.
Entgegen der weit verbreiteten Meinung,dass der Grosse Teich kein tierisches Leben beherberge, konstatierte 1884 Dr.Otto Zacharias durch Fang zweier Forellen sogar das Vorhandensein von Fischen. Seitens der Forstverwaltung wurde darauf in beide Teiche die Maräne eingesetzt.
1866 fand hier Prof. Milde nicht nur (am Nordufer) den Triton alpestris in grosser Menge, sondern als botanische Seltenheit auch (insbesondere in der Nähe des Ausflusses) Isoetes lacustris, das sonst nur in Alpenseen und solchen des hohen
Nordens wächst.
Zwischen dem Grossen und dem Kleinen Teiche liegt der aus Trümmern und Gerolle bestehende, mit Moosen und Famen bewachsene Zöfelshübel dessen Übersteigung man in die südlicher liegende Schlucht zu dem zweiten Bergsee gelangt.
Indes kann man diesen auch durch vorsichtigen Abstieg an der Südwand direct vom oberen Teichrande (1350 m) erreichen.
Der Kleine Teich misst in der Länge 280 m, in der Breite 160 m, sein Flächeninhalt beträgt an 260a und die grösste Tiefe 7 m. Von drei Seiten, im W., S. und 0., von an 170 m hohen Felsen und schroffen Bergabhängen eingeschlossen, bietet er einen womöglich noch imposanteren, grossartigeren Anblick als der grössere Teich.
Im Vergleiche mit diesem besitzt er wärmeres, aber minder reines Wasser. Von der Weissen Wiese herab stürzen ihm mehrere ansehnlichere Wasseradern schäumend und rau rauschend zu, und er selbst entsendet nach Süden in prächtigen Mäandern das Kleine Teichwasser, das sich bald darauf unterhalb der Ziegenbrücke mit dem Grossen verbindet, die Lomnitz bildend.
Die Umgebung des Kleinen Teiches ist botanisch höchst merkwürdig, da an den sich zu ihm herabsenkenden Felsen oder berasten und reichlich berieselten Berglehne die meisten selteneren Riesengebirgspflanzen zu finden sind
In den Rinnen, auf den Felsplateaus und in der Umgebung des Teichs wachsen Zwergschlüsselblumen, Narzissenblutige Windröschen (Anemone narcissiflora), Enzian (Gentiana asclepiadea), Felstraubenkirsche (Prunus saxatilis), Alpenmilchlattich, Kratzdiestel, Alpendost (Cirsium heterophyllum), Norwegisches Edelweiß, Moortarant, Turkenbundlillien und viele andere seltene Pflanzen des Riesengebirges.
Die beiden Gebirgsseen besitzen eine zwar artenarme an Individuen aber desto reichere Tierwelt. In erster Linie sind es Schalenkrebschen (Entomostraken), deren Urheimat das nördl. Europa (Schweden, Norwegen etc.) ist, welche sich hier oben angesiedelt haben.
Geht man abwärts bis
in die Gegend der Ziegenbrücke, so stösst man zwischen den beiden sich hier
vereinigenden Teichwässem auf einen mächtigen Trümmerhügel, den oben
genannten Zölfelshübel. Dies ist der Punkt, wo einstmals der Gletscher des
Kleinen Teiches mit dem des Grossen in Berührung trat und sich vereinigte. Dieser
Trümmerhügel liegt in einer Seehöhe von
1111 m.
Östl. vom Kleinen Teiche liegt auf einer ziemlich umfangreichen,
mühsam kultivierten, saftiggrünen Weidefläche die Teichbaude.
Es wird angenommen, daß die ersten Besitzer der Baude aus der Familie Schuder stammten. Sie lebten von der Ziegenzucht und bewachten den Teich, womit sie dem Willen des Besitzers Schaffgotsch nachkammen. Der nächste Besitzer war Karl Häring der aber immer mehr verarmte und, verkaufe 1891 die Baude für 4000 Taler an den Kommerzienrat Heinrich Richter verkaufte.
Dieser ließ sie weiter ausbauen. Aus jener Zeit stammt das Symbol der Baude - ein Türmchen und eine in Hirschberg gegossene Glocke. Nach 1900 pachtete die Herberge für mehrere Jahre Joseph Bönsch, wonach sie Richter an den Besitzer der benachbarten Hampelbaude F. Krauss verkaufte, der das Gebäude weiter modernisierte. Der letzte Besitzer vor dem Zweiten Weltkrieg war die Familie Hasse, die vor 1937 den nördlichen Flügel der Herberge anbauen ließ.
Zurück
in den Kammweg gelangt man vom Grossen Teich aus durch Aufstieg zum
Mittagstein, vom Kleinen Teich aus durch Ersteigung der Südwand oder der
südöstl. aufsteigenden Hasenwand, eventuell auch über die Hampelbaude.