Auf der Schneekoppe befanden sich einst zwei attraktive Gastwirts-Bauden, die 1850 von Friedrich Sommer erbaute "Preußische Baude", später auch "Deutsche Baude" genannt und die "Böhmische Baude" die 1868 von Hermann Blaschke aus Groß Aupa gegründet wurde.

1857 brannte die Preußische Baude nieder. Ein weiterer Neubau wurde 1862 vom Blitz getroffen. Sommers dritte Baude, die von 1868 an zusammen mit der Böhmischen Baude, mit nur einer kurzen Unterbrechung im Besitz der Familie Pohl war,stand bis 1967.

Neben den 120 Betten (keine Massenlager) bot allein der ganztägig geöffnete Saal der Preußischen Baude 300 Gästen Platz. Zitherspiel und Tanz sorgten für Stimmung.

Die Bauden im Riesengebirge wurden immer an ihrer Gastlichkeit gemessen. Gastlichkeit und Baudenzauber auf der Schneekoppe waren weit über die Grenzen Schlesiens hinaus bekannt und beliebt.

Die meisten Besucher kamen damals vor allem von der Nord- also der deutschen Seite des Riesengebirges in Begleitung von Bergführern zur Schneekoppe hinauf. Aber auch von der böhmisch / östereichischen Seite kamen über den Rosenberg und den Leierbauden solvente Gäste herauf die dann stracks in der Preußischen Baude einkehrten.

Damen ließen sich von Pferden hinauftragen, die weniger mutigen wurden von jeweils zwei Koppenträgern getragen. Dieser vornehmen Gesellschaft trug auch die Speise- und Getränkekarte Rechnung, die sich durchaus mit denen in Dresden, Berlin oder Prag messen konnte.

Die Speisekarte der Preußischen Baude aus dem Jahre 1905 spricht Bände: Taubensuppe, Zander in Teigkruste, Kalbskamm oder eine Spezialität des Hauses - Schneebälle in Weinsauce. Frische Konditoreiwaren und Kucher waren eine Sache der Selbstverständlichkeit.

Dennoch wurden ohne Rücksicht auf Rang und Würde auf der Schneekoppe alle gut bedient und das Speisen- und Getränkesortiment wurde auch sparsa- meren Ausflüglern angepasst,denn auch weniger berappte Wanderer bekamen hier ihren Koppenkäse. Was blieb, war der Nachdruck auf Qualität - vom simplem Gebirgskäse, bis hin zum ausgesuchten Menü.

Im Jahr 1868 konnten die Besucher dann in einer weiteren Baude - der Böhmischen Baude - Platz nehmen. Diese Baude wurde von Hermann Blaschke, einem Schenkwirt von der Blaschkebaude aus der Gemeinde Klein Aupa, errichtet.

Blaschke betrieb die Böhmische Baude aber nur zwei Jahre,dann verkaufte er sie seinem Nachbarn Friedrich Sommer von der Preußischen Baude.
Diese Bindung der beiden Gipfelbauden dauerte bis ins Jahr 1945 an und sie stellten viele Jahre hinweg eine Rast- und Begegnungsstätte für etliche Wanderer aus ganz Deutschland dar die sich hier an ihre Kindheitstage gern erinnerten.


1875 erwarb Friedrich Pohl aus Krummhübel beide Bauden vom bisherigen Besitzer Sommer. Gleich nach seinem Einzug bemühte sich Friedrich Pohl um eine Verbesserung der Dienstleistungen, mit dem Ziel, die schlichten Gebirgsbauden in feine Hotels umzuwandeln. Auch eine Telegraphenstation ließ er einrichten.

Im Unterschied zu der benachbarten Preußischen Baude diente die Böhmische Baude vor allem als Gasthof und war vor allem ihrer gediegenen böhmischen Küche (Schweinebraten, Kraut und Knödeln) wegen berühmt. Desweiteren wurde hauptsächlich Fassbier aus den böhmischen Brauereien gezapft. Der Saal war im Stil eines Jagdsalons ausstaffiert, mit den Geweihen von Hirschen, Damhirschen und sogar von Antilopen.

Irgendwann nach 1910 bauten die Pohls noch eine Veranda an den Gasthof an. In beiden Bauden zusammen konnten an die 300 Ausflügler übernachten. Hauptattraktion war für die Übernachtenden immer der Sonnenaufgang. Die meisten von ihnen schliefen recht und schlecht auf Bänken oder Matratzen in beiden Restaurants. Interessant ist, dass man im Jahre 1910 auf der Preußis- chen Baude 2 Reichsmark bezahlte, aber in den Zimmern mit Blick nach Osten "zweifünfzig".

Da die Bauden nur den Sommer über in Betrieb waren, diente bis 1901 Johann Kirchschteger aus Klein Aupa im Winter als Koppenwächter und das ganze 25 Jahre lang.

Und man erzählte sich, das wenn die Winterstürme bisweilen so hausten, daß der Meteorologe und der Koppenwächter wochenlang in die Einsamkeit ihres Hauses gesperrt sind und wenn sie es nicht mehr aushalten, endlich auf allen vieren zueinander zu kriechen wagten.

Für den größten Aufschwung und Wohlstand auf Schneekoppe sorgte Emil Pohl, der die Wirtschaft mit seiner Familie von 1886 bis 1921 inne hatte und somit das goldene Zeitalter des Riesengebirgstourismus miter- leben durfte.

Die dritte Pohl - Generation leitete auf der Schneekoppe dessen Sohn Heinrich. Da er sein Unternehmen auf beiden Seiten betrieb, kaufte er Waren und Dienstleistungen auf der jeweils kostengünstigeren Seite ein.

Der gesamte Betrieb war jedoch von zwei Gruppen von Koppenträgern abhängig. Diejenigen aus Schlesien schleppten vor allem Heiz- und Baumaterial von der Riesenbaude hinauf, die Koppenträger aus Groß Aupa ( Velka Upa ) die ganze Sommersaison über sechsmal pro Woche Lebensmittel und Bierfässer.

Der einzige Beschäftigte, der für alle drei Pohl-Generationen arbeitete, war Johann Hofer. 1883 begann er mit dem Lastenschleppen und im Jahre 1933 machte er seinen letzten Marsch - nach fünfzig Jahren und nur ein Jahr vor seinem Tode. Die Pohl's widmeten ihm daraufhin sogar eine Gedenkansichtskarte.

Bis hinein ins Jahr 1912 war Trinkwasser, das von den Koppenträgern in 100 Kilo Fässern zuerst zur Riesenbaude getragen werden musste ein kostbares Gut.

Dann lies der Herrschaftsbesitzer Rudolf Czernin-Morzin, der bis 1927 allen Grund und Boden auf der böhmischen Seite der Schneekoppe sein Eigen nannte, am Bach in der Schlucht Rudnik ein Wasserwerk erbauen, von dem ein Peltonrad das Wasser in einem 292 m langen Steigrohr bis in ein Reservoir einer Stahlwanne mit einem Volumen von fünf Kubikmetern auf der Böhmischen Baude pumpte.


Nach Ende des 2.Weltkrieges mußten die Pohls die Preußische Baude an Polen und die Böhmische an Tschechien abtreten. Die staatlich sanktionierten und sozialistischen Eigentumsverhältnisse brachten beiden Bauden den Ruin !

Zuerst mußte 1968 die Preußische Baude einem überdimensioniertem Bauwerk mit einem Selbstbedienungsrestaurant aus Stahl und Beton weichen in dem auch eine Wetterstation integriert wurde und die alte hözerne Wetterwarte ablöste.

Für den Bau wurden auf dem Jubiläumsweg Schienen für eine Schmalspurbahn verlegt, mit deren Hilfe das Baumaterial auf die Schneekoppe transportiert wurde. Die Eröffnung war 1974. Jedoch konnte dieses futuristisch anmutende Gebäude das einer fliegenden Untertasse nachempfunden und deshalb im Volksmund als UFO bezeichnet wurde leider kaum an die gastromischen Traditionen von vor 1945 nicht mehr anknüpfen.

Auf der tschechischen Seite gelang es dem nun eingesetzten staatlichen Verwalter Novak den Baudenbetrieb unter schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen wiederzubeleben. Er verhinderte auch die bevorstehende Zwangsaussiedlung der letzten Kopperträger aus der Hofer-Familie nach Deutschtand, die die Baude bis 1949, dem Jahr der Inbetriebnahme der Seilbahn, versorgten.

Frustriert gab Novak seinen Kampf ums Gedeihen der Baude auf und wanderte nach Kanada aus. Nur das Restaurant blieb geöffnet. An eine Übernachtung war nicht mehr zu denken und im Winter 1957 fror die Wasserleitung zu und die Baude büßte ihre Wasserversorgung ein.

Die letzte Reparatur der Baude erfolgte 1972, dann wechselte unablässig das Personal und es fand keine Wartung mehr statt.

1990 war es dann endgültig mit der Bewirtschaftung aus und das Gebäude verfiel dramatisch, so das sich ihr baulicher Zustand den Wanderern mehr als tragisch darstellte.

Wegen untragbar gewordener hygienischer Zustände wurde die Baude dann geschlossen und der staatliche Betreiber übergab die Baude der Gemeinde Petzer. Dort gab es Pläne, eine neue Seilbahn auf den Gipfel zu bauen. Die Böhmische Baude sollte zur Gipfelstation umgebaut werden. Die Pläne zerschlugen sich. Die Baude verfiel in einen so katastrophalen Zustand, daß sie nur noch abgerissen werden konnte.


Viele werden sich an das durchhängende Dach der Veranda oder der zerborstenen und vernagelten Fenster erinnern. Ganz zu schweigen von manchen Teilen der Jahrzehnte lang vernachlässigten Baude die sogar einzustürzen drohten. Sind wir ehrlich.Angesichts dieses Zustandes glaubte doch kaum jemand noch an eine Auferstehung der Böhmischen Baude eher wohl an einen Abgeriss.

Weder die Architektur, noch die Holzkonstruktion des Gebäudes waren etwas Besonderes, der größte Verlust ist im ruhmlosen Ende dieses Hauses mit langer Geschichte und außergewöhnlicher Lage zu sehen.