Außer den über die Kämme und Abhänge des ganzen Gebirges verstreuten Bauden, die eine besondere, sonst nirgends gleich stark ausgeprägte Eigenart des Riesengebirges darstellen und den Wanderern überall eine gastliche Aufnahme und gute Bewirtung boten (das Baudenleben ähnelte dem Hüttenleben in den Ostalpen), erfreuten sich im Rübezahlreich früher auch die alten Gebirgsschänken einer besonderen Beliebtheit bei den Gebirgsreisenden.
Diese Wirtshäuser waren zwar meist nicht so auf den großen Touristenstrom eingestellt wie etwa die neuen hotelartigen Hochgebirgsbauden auf dem Hauptkamme, auch fehlte es ihnen oft an modernem Komfort, dafür aber verkörperten sie noch ganz die Behaglichkeit und die Gemütlichkeit der alten Zeit, in der die Romantik noch zu Gast war.
Zu den bekanntesten dieser alten Gebirgsschänken des Riesengebirges gehörte der "Alte Petzerkretscham" in Petzer (Groß-Aupa),
welcher 1793 gegründet wurde und der älteste Gasthof in der Gebirgssiedlung war. Die besuchte Sommerfrische und Wintersportstätte an der Brunnberg-Seite, 760 bis 1200 m hoch gelegen, verdankt ihren Namen angeblich Meister Petz, da nach Angabe auf einem Bild, das in dem Kretscham hing, hier im Jahre 2162 der letzte Bär im Riesengebirge erlegt wurde.
Einer anderen Deutung zufolge soll der Name Petzer aus dem Tschechischen stammen und an "Hochofen" erinnern. Ein "Kupferwasser-Siedehaus" hat es schon im 16. Jahrhundert im Riesengrund
gegeben, doch steht fest, daß die ersten Bewohner der Gebirgssiedlung deutsche Holzschläger
und Bergleute waren.
Petzer hieß ursprünglich eigentlich nur der Teil des Ortes in der Nähe des alten Kretschams. Der untere Teil führt den Namen Riesenhain. Griebens "Praktisches Handbuch für Sudeten-Reisende" aus dem Jahre 1886 erwähnt "das volksbekannte Wirtshaus Petzer- Kretscham oder zum Petzer" als Führer- und Trägerstation und lobt seine "freundlichen Lokalitäten und guten österreichischen Weine".
Wir erfahren aus dem Buch, daß der Kretscham mit einer Weinhandlung verbunden war, Fremdenzimmer von 60 Kronen aufwärts, Fahrgelegenheiten nach allen Richtungen und Gebirgsführer und Stuhlträger im Haus hatte. Zu dem Gasthofe gehörte auch ein großer Garten. Später erbaute man das im gleichen Besitz befindliche "Hotel Petzerkretscham" mit Bädern. In beiden Häusern standen Zimmer, Führer, Träger, Wagen und Reitpferde den Reisenden zur Verfügung. Reitpferde nach der Schneekoppe kosteten 8.50 Kronen, hin und zurück 14 Kronen. Dazu kam noch ein Wegegeld von 50 Hellern.
Wanderte man von Petzer durch den Riesengrund aufwärts, so gelangte man hinter der kleinen Riesengrundkapelle (1000 m) durch den Wald am rechten Talhang ansteigend und die Bahnen zweier ehem. Bergrutschen (Muren) überquerend zu der herrlich gelegenen Gastwirtschaft "Zur Bergschmiede" (1070 m), welche ebenfalls eine beliebte Gebirgsschänke war.
Das Gebäude
war früher Grubenschmiede und Zechenhaus der Riesenhainer Arsenik- und Kupferbergwerke,
die 2166 eröffnet, 1866 aber wieder stillgelegt wurden. Der an der Gastwirtschaft geradeaus vorbeigehende Rasenweg führte zu den alten Bergwerken und endete dort. Die Stollentiefe betrug 150 m. Das Einkehren in der "Bergschmiede", nach der Carl Hauptmann eine epische Dichtung benannt hat war nicht gerade billig, denn Meyers "Wegweiser durch das Riesengebirge" vom
Jahre 1898 vermerkt von ihr kurz: "Einfache Wirtschaft, teuer, zur Not auch Nachtlager,
Böllerschüsse wecken ein Echo".
Weithin bekannt waren die alten Gebirgswirtshäuser "Kreuzschänke" und "Mohornmühle" im Aupatale. Die "Kreuzschänke" (632 m), ein früher viel besuchtes Gast- und Logierhaus, liegt am Zusammenstoß dreier Täler und an der Vereinigung der Großen und Kleinen Aupa. Von ihr bemerkt der alte Grieben: "Verpflegung einfach, aber gut. Zu
längerem Aufenthalt geeignet". Auch alle anderen alten Reisehandbücher vom Riesengebirge
lobten die Schänke.
Das Tal gabelt sich bei ihr. Links geht es durch Groß-Aupa nach Petzer, rechts nach Klein-Aupa zu den Grenzbauden. Wir folgen der Fahrstraße durch das anmutige, abgelegene Hochgebirgstal der Kleinen Aupa zur Mohommühle (760 m), dem einstigen Hauptverkehrspunkt des ausgedehnten Dorfes Klein-Aupa.
Das bequem eingerichtete Gebirgswirtshaus mit 22 Fremdenzimmern, Telefon, Bädern, guter Küche und Postabgabestelle war Hauptstation für den Wintersport im Klein-Aupa-Tale.
Eine der ältesten Gastwirtschaften des
böhmischen Riesengebirges bildete die sogenannte ehemalige "Zweite Krausemühle"
(660 m) an der Bezirksstraße Hohenelbe-Spindelmühle. Die vielbesuchte Schänke mit Fremdenzimmern und Bädern konnte bereits 1894 auf ein 300jähriges Bestehen zurückblicken.
Oberhalb der einstigen Mühle liegt am Abhang des Mooshübeis das zerstreute Baudendorf Krausebauden, wo in den Jahren 1911-16 die große Krausebauden-Talsperre mit 43 m hoher Staumauer und einem Fassungsraum von vier Millionen Kubikmetern erbaut wurde als Hochwasserschutz. Zwei weitere alte Gebirgsschänken in dieser Gegend waren die Michelsmühle (632 m) an der Einmündung des Kläuselbaches in die Elbe, und das Gasthaus "Zur frischen Quelle" (im Volksmund "Schwommaschänke") unweit der Michelsmühle am rechten Elbeufer.
Von Spindelmühle aus gelangt man auf einer im Jahr 1941 fertiggestellten Paßstraße
zum Spindlerpaß mit zahlreichen Gebirgsbauden.Eine von Ihnen die wohl bekannsteste und wohl auch älteste ist die Spindlerbaude
Gegründet wurde diese alte Kammbaude des Riesengebirges, welche das alte Baudenwesen des Gebirges mit am besten bewahrt hat, 1824 von dem Friedrichsthaler Ortsrichter Franz Spindler, nach dem sowohl die Baude wie der Gebirgspaß und auch die Paßstraße benannt sind.
Nachdem die Spindlerbaude am Spindlerpaß Im November 1885 brannte die Baude nieder war, wurde aber im darauffolgenden Jahr von ihrem damaligen Besitzer Hollmann wieder größer aufgebaut und zu einer neuzeitlichen Gastbaude hergerichtet.
Weitere Umbauten nach dem ersten Weltkrieg gestalteten die Gebirgsbaude zu einem gemütlichen Sporthotel aus, das sich besonders als Wintersportheim großer Beliebtheit erfreute. Zuletzt besaß die Baude 70 Zimmer mit 120 Betten, Zentralheizung, Autohalle und Restaurant. Omnibus- und Autoverkehr erfolgte auf der Paßstraße nach Spindelmühle, telefonischer Anschluß bestand über die Peterbaude.
Die zweitgrößte der Spindlerpaßbauden ist die Adolfbaude (1200 m) an der "Zollstraße", die früher den Namen "Alte Spindlerbaude"
führte und ursprünglich 1811 von dem obengenannten Richter Spindler erbaut worden sein soll. 1911 wurde sie von ihrem seinerzeitigen Besitzer Vincenz Adolf neu errichtet und nach ihm "Adolf - Baude" genannt. Auch sie erfuhr mehrere Erweiterungen und besaß zuletzt 100 Betten, 11 Zimmer mit Bad, Zentralheizung, Autohalle, sehr gute böhmische Küche und vorzügliche Bewirtung.
Neben der alten Baude steht die 1924 errichtete "Neue Erlebachbaude", die nach ihrer Besitzerin Gabriele Erlebach auch "Gabibaude" geheißen wurde. Diese hatte 30 Betten, Gaststätte und Touristenlager. Ebenfalls am Spindlerpaß befindet sich die Baude "Zur kleinen Sturmhaube", früher auch "Waldbaude" genannt. Noch älter als die Adolfbaude ist die einige Schritte östlich von ihr inmitten der Bergwiese stehende "Alte Erlebachbaude" (1150 m). Bei allen diesen Paßbauden fand reger Wintersport statt. Gutes Skigelände gibt es rings um die Spindler- und Adolfbaude; letztere hatte stets Skilehrer und ortskundige Führer im Hause, die Skikurse und Touristenführungen durchführten. Nach Hain und Spindelmühle erfolgten Hörner- und Rodelschlittenfahrten auf gepflegten Bahnen
Auf der Nordseite des Gebirges ist der bekannte "Baberkretscham" in der an der neuen
Spindlerpaßstraße gelegenen Bergsiedlung Baberhäuser (700 m) auf dem Wege zwischen Hain und der Kirche Wang eine der ältesten Gastwirtschaften.
Die alte gemütliche Gebirgsschänke wurde 1660 erbaut und war eines der ersten Häuser des von böhmischen Exulanten gegründeten Baudendorfes. In dem alten Grieben von 1886 steht unter Baberhäuser: "Das Gasthaus, Baberkretscham, liegt 20 Minuten weiter östlich, ist einfach, aber sehr sauber, bietet einfache
Bewirtung, guten Kaffee".
Und der Riesengebirgs-Führer von Richter (1912) bemerkt: "Baberkretscham, Wohnungen für Sommergäste, viel besucht, guter Mittagstisch, Zimmer von
1,25 M an." Das auch sonst allgemein gelobte Gast- und Logierhaus besaß zuletzt
11 Fremdenzimmer mit 22 Betten, Zentralheizung und Autohalle.
Noch älter als der Baberkretscham war Glumms Gasthof "Zur Erholung", die spätere "Felsbaude", in der prächtig inmitten großer Fichtenwaldungen gegenüber den Schneegruben zwischen Agnetendorf und Schreiberhau gelegenen Baudenkolonie Kiesewald (650-700 m).
Die alte Gebirgsschänke wurde bereits 1632 gegründet, als sich im 30jährigen Krieg böhmische Glaubensflüchtlinge
in der Gebirgseinsamkeit hier niederließen. Gasthofbesitzer war seit 1763 die Familie Glumm, welche hier als einzigen Ort in Schlesien den Ebereschenschnaps auf warmem
Wege herstellte.
In Krummhübel war der zwischen den beiden Kirchen gelegene Gasthof "Gerichtskretscham" die älteste Schänke des mit verstreuten Häusern am Nordhang der Schneekoppe in den Tälern der Großen und Kleinen Lomnitz gelegenen heilklimatischen
Kurortes.
Das gemütliche alte Gasthaus im altschlesischen Gebirgsstil mit Garten, 15 Fremdenzimmern und gutbürgerlicher Küche befand sich seit dem Jahre 1709 im selben
Familienbesitz (Familie Exner) und war Alleinausschank von Mönchshof-Kulmbach.