Von seinem Ursprung am Riesengebirgskamm bis Hohenelbe ist das Flußtal der jungen Elbe eines der interessantesten Gebirgstäler Böhmens, nicht nur wegen der Wichtigkeit des Stromes, sondern auch wegen der geradezu alpinen Großartigkeit der Landschaftsbilder und der belehrenden geognostischen Verhältnisse desselben.

Bekanntlich ist die Wiege dieses großen „Stromes der deutschen Mitte" eine doppelte: Auf der Elbwiese entspringt in 1480 m Höhe der westliche Quellfluß, der Eibseifen; auf der Hochfläche der Weißen Wiese bei etwa 1370 m der östliche, das Weißwasser.

Beide Quellbäche durchfließen Hochgebirgstäler von erhabener Schönheit (Elbgrund und Weißwassergrund), werden nach Norden durch den Hauptkamm, nach Süden durch die gewaltigen Parallelrücken von Korkonosch- Goldhöhe und Ziegenrücken begrenzt und zwängen sich bei Spindefmühle durch die Lücke zwischen diesen zwei Querriegeln, wo sie sich zur „Elbe" vereinigen.

Von Spindelmühle an nimmt das Flußtal im allgemeinen die Richtung von Norden nach Süden, jedoch wird es durch den Wechsel der Gesteinsschichten, wie z. B. bei Hackelsdorf an der Elbklemme, wo der Glimmerschiefer mit dem roten Gneis wechselt und der letztere in einem steilen Rükken über das Tal setzt, wie auch durch die zahlreichen Quarzit- und Doritgänge, welche die obere Hälfte des Tales immer senkrecht auf seine Richtung durchsetzen, zu vielen Windungen gezwungen. Die sich überschneidenden Talwände bieten sich deshalb in immer neuen Variationen dem Auge des Beschauers dar.

Begrenzt wird das Tal auf der westlichen Seite durch den Heidelbergrücken,welcher bei den Hinteren Schüsselbauden vom Korkonosch-Rücken (Böhmischer Kamm) ausläuft, mit einer Seehöhe von 1100 m beginnt, bei Hohenelbe bis zu 700 m sinkt und steil gegen das Tal der Elbe abfällt.

Fast durchwegs bewaldet, trägt der Höhenzug eine Reihe teils sanft gewölbter, teils steiler, felsiger Kuppen, wie den Preiselberg (1079 m), den Mooshübel (1031 m), die Schwarze Koppe (1046 m), den Finsterstein (1033 m), den Buchberg oder Johannesberg (943 m) und den Heidelberg. Letzterer, genannt der „böhmische Rigi", bildet eine schöne kegelförmige Doppelkuppe von 1036 und 1012 m Höhe mit prächtiger Aussicht auf Böhmen und das Riesengebirge.

Auf der östlichen Seite wird das obere Elbtal von den vom Brunnberge ausgehenden Planur-Bergrücken und dessen Ausläufern, den Riebeisen und Wachur-Berg begleitet. Dieser Höhenzug zieht sich nach Südwesten, bildet zuerst den Heuschober (1317 m), dehnt sich dann zu einem breiten, sanft abgerundeten Massiv, der Planur (1190 m) aus, von wo er sich nach Süden wendet und nordöstlich von Hohenelbe in der breiten Kuppe der Wachur (815 m) endet, nach der er auch als Wachur-Rücken bezeichnet wird. Zu seinen bedeutenden Erhebungen zählt noch der Nesselberg, der Kläuselberg (1018 m) mit dem „Riebeisen", der Altenberg (958 m) und der Hackeisdorfer Heidelberg (927 m).

Die Talsohle mit guter Fahrstraße (Autostraße Spindelmühle—Hohenelbe) hat an einzelnen Stellen eine Breite bis zu 150 m, an anderen dagegen kaum von 20 m. Der zur Elbe streichende Heidelberger Ziegen-Rücken zwingt diese zum Ausweichen in der „Eibklemme" (554 m), wo die beiderseits schroff abfallenden Talwände so dicht zusammentreten, daß sie dem jungen Fluß kaum zwei Meter Raum lassen.

An den wenigen breiten Stellen des Tales haben die Orte Friedrichsthal (700 m), Krausebauden und Ober-Hohenelbe (500 m) Raum gefunden. An den meisten übrigen Stellen liegen die Häuser bzw. Bauden der Ansiedlungen weit verstreut hoch oben auf den Lehnen oder Rücken der das Tal einschließenden Bergzüge.

Am westlichen Gehänge sind dies das Dorf Hinter-Krausenbauden mit der als Hochwasserschutz 1910—1914 erbauten Krausebauden-Talsperre (Fassungsraum dreieinhalb Millionen Kubikmeter), die Sacherbauden, die Vorder-Krausebauden unter dem Finsterstein, welcher schöne Aussichten nach Böhmen gewährt, die Dreihäuser und die Heidelberghäuser am Vorderen Heidelberge.

Am östlichen Talgehänge befinden sich gegenüber dem Dorf Hinter- Krausebauden die Tafelbauden, das Baudendorf Ochsengraben am Riebeisen, die Kläuselbauden am Kläuselberge, zu dem sich von der Elbe ein liebliches Seitental hinaufzieht, und die Häuser von Hackelsdorf am dortigen Heidelberge.

Interessant waren die gereimten Sinnsprüche(Lebensregeln etc.) an den Häusernder Talstraße, an der mehrere Gasthöfe und Schänken die Wanderer zur Rast einluden.

Unmittelbar hinter Hackelsdorf bei der „Ersten Krausemühle" (541 m) erweitert sich das Elbtal und man gelangt von Ober-Hohenelbe über die Elbbrücke in die an beiden Elbufern gelegene Stadt Hohenelbe (484 m), welche volkreiche Gebirgsstadt (früher 8000 deutsche Einwohner) am Südrand des Riesengebirges die Schönheit des Tales der jungen Elbe noch außerordentlich vermehrt, zumal sie eine Reihe sehr malerischer Aussichten darbietet und man von der Südwest- und Westseite der Stadt eine ziemlich freie Aussicht in die Vorgebirge erhält

Einst ist im oberen Elbtal reger Bergbau betrieben worden. Davon geben u. a. noch die an der Straße in der Nahe der Elbklemme befindlichen uralten verfallenen Magneteisenstein-Bergwerke Kunde, deren Gruben durch Hochwasser mehrfach überschwemmt wurden. Bei den schweren Wolkenbrüchen vom 17. Juli 1882 und 30. Juli 1897 reichte das Wasser der Elbe bis in die Stollen der Bergwerksanlagen.

Bei jenen beiden Oberschwemmungen wurden auch die Talstraße an vielen Steilen zerstört und mußte danach neu ausgebaut werden. Auf dem sogenannten „Hammerboden" des sich bei Friedrichsthain erweiternden Flußtales war 1787 ein Eisenhammer errichtet worden, der 2167 durch Brand zerstört wurde, wonach man an seiner Stelle eine Brettsäge erbaute.

Seit 1924 befindet sich auf dem „Hammerboden" das Kurvereinsbad von Spindelmühle. Spindelmühle (714—850 m) selbst, das „böhmische St. Moritz", wie man den berühmten heilklimatischen Kurort und bedeutendsten Wintersportplatz des böhmischen Riesengebirges nicht zu unrecht nannte, wird seine „persönliche Note" aufgeprägt durch die einzigartige Lage am Quellgebiet der Elbe. Die Häuser des Ortes, der Großartigkeit und Lieblichkeit der Gebirgslandschaft aufs schönste vereint, liegen verstreut auf sanft ansteigenden Matten, umgeben von dicht bewaldeten Bergen und herrlichen Talgründen.

Der Ortsteil Spindelmühle liegt am linken Elbufer an der Spindlerpaßstraße, St. Peter (797 m) am Klausenwasser am Eingang in den Peters- oder Langen Grund und Friedrichsthal am rechten Ufer der Elbe nahe dem Talsperrensee bei den Hinter-Krausebauden.

Seinen Ortsnamen verdankt Spindelmühle dem Bergmannssohn und Müllermeister Franz Spindler, dem eigentlich ein Denkmal gebühren sollte, da er sich in besonderer Weise um die Gemeinde verdient machte.

Im Jahre 1702 als Sohlt eines thüringischen Bergmanns im Ortsteil St. Peter geboren, erlernte Franz Spindler in der Stadtmühle zu Hohenelbe das Müllerhandwerk, ehelichte 1732 die Jungfrau Appoline Heißer oder Häuser und erbaute am rechten Ufer des Klausenbaches mit Hilfe der im Petersgrunde tätigen Bergknappen eine Mühle, die aber schon bald durch eine Schneelawine zerstört wurde.

Spindler ließ sich durch dieses Unglück nicht entmutigen, sondern errichtete in der Nachbarsiedlung „Spallerdorf" (dem heutigen Spindelmühle) das Mühlengebäude neu und größer auf, baute darin zusätzlich eine Gaststätte, einen Laden und einige Kammern für Reisende ein und wurde der erste Ortsrichter der Gemeinde.

Auch machte er sich um den Kirchenbau und die erste Schule des Ortes verdient, wie er überhaupt ständigzum Wohle der Gemeinde wirkte.