Von der am Rande der Mädelwiese auf böhmischem Boden gelegenen Peterbaude (1288 m) die im Jahre 1811 gegründet und später wiederholt vergrößert wurde (die Baude besaß zuletzt 64 Zimmer mit 120 Betten) fällt der Weg zur tiefsten Stelle des Riesengebirgskammes, dem sogenannten "Löchel" (1178 m)

Er ist die einzige Stelle, an welcher der Hochwald bis zur Höhe des Hauptkammes hinaufzieht und diesen überschreitet.

Über diesen Hauptsattel führte die große Autofahrstraße (Spindelerpassstrasse) die auf sudetendeutscher Seite von Spindelmühle bis zur Paßhöhe im Herbst 1923 mit einem Kostenaufwand von 736 000 Kronen vollendet wurde.

Auf schlesischer Seite war der Ausbau der Chaussee für das Jahr 1930 geplant, konnte aber erst 1939/40 als behelfsmäßig, 4 m breite Verbindungsstraße von der "Saftquetsche" in Hain bis zur Spindlerbaude fertiggestellt werden.

Immerhin war 1941 die Paßstraße in ihrer ganzen Länge (15,5 km) von Hain bis Spindelmühle mit dem Auto befahrbar, wenn gleich der vollständige Ausbau der Teilstrecke Hain - Spindlerbaude (6 km) wegen des Krieges auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste.

Ebenso ließ sich das Projekt einer von Deutschland auf den Spindlerpaß in Aussicht genommenen Seilschwebebahn nicht mehr verwirklichen. Mit diesem Projekt hoffte man reichsdeutsche Gäste auf schnellstem Wege nach dem heilklimatischen Kurort und Wintersportplatz Spindelmühle befördern zu können, da ein Grossteil der Gäste, die den Ort besuchten, aus dem Altreich kam. 1929 z. B. waren von den 56 000 Gästen in Spindelmühle zwei Drittel aus Deutschland.

Vor dem Bau der Spindlerpaßstraße bildete ein das Gebirge schneidender Weg, die sogenannte "Zollstraße" mit den beiderseitigen Grenzpfählen, welcher von Hain durch den Bergwald herauf kam und von der Paßhöhe als ehem. "k.k. Kommerzialstraße" nach rechts an der Adolfbaude vorbei über die Leierbauden (920 m) hinab zum Weißwasser und nach Spindelmühle führte, die bequemste Route über den Kamm.

Dieser Zollweg konnte von Reisepaßinhabern auch ohne besonderen Ausflugsschein zum Grenzübergang benutzt werden, allerdings durften diese dann den Weg nicht verlassen.

Der Hauptkammweg steigt vom "Löchel" wieder sanft über die Mädelwiese (Name richtiger "Mähdelwiese") zu der im Schutze der Kleinen Sturmhaube auf böhmischcm Boden gelegenen Spindlerbaude (1208 m).

Gegründet wurde diese alte Kammbaude des Riesengebirges, welche das alte Baudenwesen des Gebirges mit am besten bewahrt hat, 1824 von dem Friedrichsthaler Ortsrichter Franz Spindler, nach dem sowohl die Baude wie der Gebirgspaß und auch die Paßstraße benannt sind.

Dieser war ein Nachkomme des 1702 in St. Peter als Sohn eines thüringischen Bergmanns geborenen Müllermeisters Franz Spndler, von dessen Bergmühle - "Spindlermühle" geheißen -der Gebirgskurort seinen Namen herleitet, der jedoch in der deutschen Zeit amtlich immer "Spindelmühle" geschrieben wurde, vermutlich auf Grund eines Schreibfehlers bei seiner Einführung. Urkundlich wird dieser Ortsname erstmals 1793 genannt, als Kaiser Franz I. die Errichtung eines Kirchleins in "Spindelnmühle" bewilligte.

Nachdem die Spindlerbaude am Spindlerpaß im November 1885 niedergebrannt war, wurde sie im darauffolgenden Jahr von ihrem damaligen Besitzer Hollmann größer aufgebaut und zu einer neuzeitlichen Gastbaude hergerichtet.

Griebens "Praktisches Handbuch für Sudeten- Reisende vom Jahre 1886 vermerkt über sie: "Spindlerbaude auf der Teufelswiese. Billiges, sauberes Nachtquartier; vorzüglicher Eierkuchen ,Forellen, Wein (kein Bier). Ofener Rothwein zu empfehlen.Der Richter Spindler, welcher 1824 diese Baude erbaute, ist tod. Der jetzige Besitzer heißt Hollmann."

Weitere Umbauten nach dem ersten Weltkrieg gestalteten die Gebirgsbaude zu einem gemütlichen Sporthotel aus, das sich besonders als Wintersportheim großer Beliebtheit erfreute.

Zuletzt besaß die Baude 70 Zimmer mit 120 Betten, Zentralheizung, Autohalle und Restaurant. Omnibus- und Autoverkehr erfolgte auf der Paßstraße nach Spindelmühle, telefonischer Anschluß bestand über die Peterbaude.

Drei Minuten oberhalb der Spindlerbaude auf schlesischem Boden steht das frühere "Jugenkammhaus Rübezahl" das als Jugendherberge für 20000 Reichsmark errichtet und 1929 eingeweiht wurde.
Mit einer 300 Betten Kapazität galt sie als eine moderne Einrichtung und war eine der meistbesuchtesten deutschen Jugendherbergen.Das "Rübezahlhaus" hatte 1932 schon 27334 Übernachtungen.Die Jugendlichen wanderten von Obergiersdorf(Endpunkt der Hirschberger Talbahn) in ca 2 Stunden zum Jugendkammhaus hinauf.
Die zweitgrößte der Spindlerpaßbauden ist die Adolfbaude (1200 m) an der "Zollstraße", die früher den Namen "Alte Spindlerbaude" führte und ursprünglich 1811 von dem obengenannten Richter Spindler erbaut worden sein soll.

1911 wurde sie von ihrem seinerzeitigen Besitzer Vincenz Adolf neu errichtet und nach ihm "Adolf - Baude" genannt. Auch sie erfuhr mehrere Erweiterungen und besaß zuletzt 100 Betten, 11 Zimmer mit Bad, Zentralheizung, Autohalle, sehr gute böhmische Küche und vorzügliche Bewirtung.

Noch älter als die Adolfbaude ist die einige Schritte östlich von ihr inmitten der Bergwiese stehende "Alte Erlebachbaude" (1150 m).

Sie wurde 1740 erbaut und 1784 erstmals erneuert. Neben der alten Baude steht die 1924 errichtete "Neue Erlebachbaude", die nach ihrer Besitzerin Gabriele Erlebach auch "Gabibaude" geheißen wurde.
Diese hatte 30 Betten, Gaststätte und Touristenlager.

Ebenfalls am Spindlerpaß befindet sich die Baude "Zur kleinen Sturmhaube", früher auch "Waldbaude" genannt.

Bei allen diesen Paßbauden fand reger Wintersport statt. Gutes Skigelände gibt es rings um die Spindler- und Adolfbaude; letztere hatte stets Skilehrer und ortskundige Führer im Hause, die Skikurse und Touristenführungen durchführten.

Nach Hain und Spindelmühle erfolgten Hörner- und Rodelschlittenfahrten auf gepflegten Bahnen; nach Hain führte auch eine bezeichnete Skiabfahrtsbahn mit altem Baudenstübel, Fremdenzimmern gab es leihweise in der Adolfbaude.

Der Gebirgskamm steigt von der Spindlerbaude nach Osten wieder steil und hoch zur Kleinen Sturmhaube (1436 m) an, die hier einen Eckpfeiler des östlichen Gebirgsstockes bildet.

Ihren Namen trägt sie übrigens zu Unrecht, da sie noch 12 m höher wie die Große Sturmhaube (1424 m) ist. Die Aussicht von ihrem Gipfel gehört zu den großartigsten des ganzen Riesengebirges, doch ist ihr Felsgipfel, über den die Landesgrenze führt, schwierig zu erklimmen.

Oberhalb des Sturmhaubenwassers klettert in einer schneisenartigen Lücke im Knieholz über lockeres Gestein ein Pfad zu ihr hinauf, der Vorsicht beim Tritt erfordert. Oben auf der Felshöhe befanden sich Vermessungszeichen und Blitzauffanggeräte.

Hinter der Sturmhaube verlief ein schmaler Fußweg südlich über die Grenze zur letzten der Spindlerbauden (Hollmannsbaude), welche die Prinz - Heinrich - Baude mit Milch versorgte.

Der Kammweg steigt von der Spindlerbaude zunächst ziemlich steil am Abhang der Kleinen Sturmhaube hinan, führt dann fast eben über dem steil abfallenden Sturmhaubenloch hin und weiter am Kleinen Rade (1388 m) vorbei am Nordhang des Silberkammes entlang zum Mittagsstein (1423 m).

Die deutschen Bewohner der Spindlerbauden wurden nach Kriegsende vertrieben und die Bauden in Erholungsheime des staatlichen Gewerkschaftsbundes (ROH) umgewandelt.

Mit der politischen Wende im Jahr 1990 konnten auch diese Bauden privatisiert und mit "frischem Geld" auf das modernste eingerichtet werden