Aus dem Kreidemeer der Urzeit, das den größten Teil des nordöstlichen Böhmen überschwemmt, entstand vor Jahrtausenden in der sogenannten Innersudetischen Mulde zwischen Riesen-, Eulen-, und Adlergebirge der gewaltige Quadersandsteinbau der Adersbacher und Wekelsdorfer Felsen.

Diese umfassen zusammen ein Gebiet von 6,8 km Länge und 4 km Breite und gehören zu dem gleichen, mit dem Riesengebirge parallel laufenden Quarzsandsteinzug, der in der Sächsischen Schweiz wieder zutage tritt .

Ursprünglich waren die beiden Felsenstädte eine einzige große Felsmasse, die durch Erosion des Wassers bis 150 m tief ausgenagt und in unzählige Felsgruppen, Türme, Höhlen, Schluchten, Gänge, Gassen, Treppen u.s.w. zerlegt wurde, die sich den Besuchern jetzt in ihren eigenartig bizarren und eindrucksvollen Formen präsentieren.

Besonders die Wekelsdorfer Felsen, die denen von Adersbach sowohl an Mächtigkeit wie an Wildheit überlegen sind, bilden eine Sehenswürdigkeit ersten Ranges und werden als das "Felsenparadies Ostböhmens" bezeichnet.

Felsbildungen von ähnlicher Großartigkeit und Ausdehnung gibt es in Europa nur noch bei Malaga in Spanien Bemerkenswert sind die zahlreich gefundenen fossilen Abdrücke vorweltlicher Tiere und Pflanzen und die in das Gestein eingelagerten Muscheln, Fischknochen und dgl., welche die Entstehung aus dem Kreidemeer der Urzeit beweisen.

Besondere Beachtung verdienen auch die Moose, Flechten und Farne, welche die wie eine Festung über dem Nadelwald emporragenden ,hohen grauen Felsenmauern und -türme bedecken, zwischen denen wiederum hochaufstrebende Nadelbäume und Birken ihren Standort zu behaupten suchen.

Selbst noch auf dem höchsten Felszinnen und in den Spalten des Gesteins haben einzelne Birken, Kiefern und Sträucher Wurzeln gefasst, und im Inneren des Felsenlabyrinths beleben Wasserfälle, Seen und klare Bergquellen den an vielen Stellen noch vollständig erhaltenen Urwaldcharakter der Felsenstadt, in der eisigkalte Schluchten mit nie schmelzendem Schnee eben sowenig fehlen wie sonnige Plätze auf grünen Matten.

Bis zum Jahre 1824 war die Wekelsdorfer Felsenstadt dem Tourismus vollkommen unbekannt und unzugänglich. Erst ein großer Waldbrand im gleichen Jahre, der Teile des einzigartigen Felsgebietes freilegte, führte zu ihrer Entdeckung. Zum Zwecke der Holzabfuhr ließ die herrschaftliche Forstverwaltung bis zum jetzigen Eingang in die Felsenstadt einen Weg anlegen.

Die Holzbringung aus dem Felsenlabyrinth selbst war allerdings unmöglich und der Einstieg in einen kleinen Teil nur mit Hilfe von Leitern und Stricken möglich. Der erste Tourist, der im Jahre 1844 die Wekelsdorfer Felsen besuchte, war ein Dr. Schmidt aus Schweidnitz in Schlesien.

Dieser taufte einzelne Steine und Felsgruppen, deren Namen sich bis heute erhalten haben. Der damalige Herrschaftsbesitzer Graf Rumerskirch erschloß 1845 einen Teil des Gebietes durch die Anlegung eines Weges bis zum "Dorne" (die sogenannte "alte Partie"). Die Erschließung der "neuen Partie" durch die dann ein vollständiger Rundgang durch die Felsenwelt ermöglicht wurde, erfolgte erst im Jahre 1868.

Der Rundgang durch die Felsenstadt dauerte 2 bis 2 1/2 Stunden. Ausgangspunkt war Das frühere Hotel "Eisenhammer". Auf mäßig ansteigendem Fußwege gelangte man zunächst zum "Echoplatz" wo die Besucher durch Waldhornblasen und Böllerschüsse erfreut wurden. Dann ging es weiter durch die Felsenvorstadt, in der die reichhaltige Formengestaltung des Sandsteines bereits großartige und imposante Gebilde wie z.B. "Beethoven am Klavier" bot, in das eigentliche Labyrinth.

Dort ist zuerst der von hohen Felsen umgebene "Marktplatz" zu nennen, auf dem "Tuchballen" aufgeschichtet sind, und in einer Felsnische ein seiner Wolle berauntes "Lamm" zu sehen.

Über Stufen südwärts gelangte man zum "Großen Domplatz" und der finsteren "Totengruft" mit einem dem Kopfe des "Kaiser Friedrich" sehr ähnelnden Felsgebilde.

Der "Opfergang" geleitet an dem "Schwebenden Stein" vorüber zum "Kleinen Dorfplatz", von dem aus die "Junggesellenstiege" ansteigt. Sodann geht es wieder auf der "Jungfernstiege" hinab in eine enge, hohe und schaurige Schlucht, den "Löwenkeller".

Diese verlassend kommt man in "Rübezahls Frühlingsgarten" und anschließend besucht man den "Dom". Der "Dom" oder das "Münster" ist der interessanteste Punkt in der Wekelsdorfer Felsenstadt.

Er gleicht dem Riesenbau einer gotischen Kathedrale, deren vorzügliche akustische Verhältnisse durch das Spiel einer verborgenen Orgel ("Großer Gott, wir loben Dich") in ergreifender Weise zur Geltung gebracht wurden.


Nachdem der Führer von der "Kanzel" herab eine Ansprache gehalten hatte, verließ man das Naturwunder und setzte auf einem schönen Waldwege, der an der "Martinswand" vorbeikommt und entzückende Ausblicke auf das auf grüner, waldumrahmter Matte liegende Dorf Zaborsch gewährt, den Rundgang fort.

Es beginnt nun die "neue Partie", die nach einer Wendung nach rechts am "Aufwartenden Pudel" und dem "Elefanten" vorbei durch ein schmales Felsentor in das großartige "Amphitheater" führt.


Dieses ist der höchste Punkt der Felsenstadt mit mehreren bemerkenswerten Felsgestalten, von denen der "Mönch", die "Bischofsmütze", die "Schwimmende Ente" und ein am "Schornstein" lehnender "Kaminfeger" erwähnt seien.

Fortan senkt sich der Weg, und man gewahrt unweit das "Ruhende Löwenpaar" und den "Lauernden Eisbären", während hoch oben "Rübezahls Zahnstocher" zu sehen ist.

Es folgt das Annatal, aus dem heraustretend man in eine breitere Schlucht mit der "Tintenflasche" und der "Brütenden Henne" kommt. Zurückschauend erblickt man den "Steinadler".

Durch einen schmalen Felsspalt steigt man dann in die enge, tiefe und finstere Schlucht "Sibirien" hinab, in die nie ein Sonnenschein fällt und wo selbst noch im heißesten Sommer ungeheure Schnee- und Eismassen lagern.

Die Temperatur in dieser Schlucht liegt nie über 5 bis 6 Grad Celsius. Nur zu verständlich, das sich die Besucher beeilen, so rasch wie möglich aus dieser Polarzone wieder heraus zu kommen.

Umso überraschter sind sie dann, wenn der Führer die Ausgangstür aus der kalten, feuchten Luft öffnet und sie die merklich wärmere Luft "Italiens" atmen können.

Man befindet sich hier wieder am "Marktplatz", wo der Rundgang endet und man zum Eingang der Felsenstadt zurückkehrt.