Vom östlichen Endpunkt des Riesengebirgskammes strahlen nach Nordosten und Süden zwei wichtige Bergzüge aus; der Landeshuter Kamm (bis 940 m hoch), der sich 15 km lang östlich bis Kupferberg erstreckt, während der zweite nach Süden verlaufende Zug in seinem oberen Teil bis zur Einsattelung oberhalb Kunzendorf mit Kolbenkamm (1189 m) und im unteren, südlicheren Teil mit Rehorngebirge bezeichnet wird.

Das letztere bildet ein ca. 10 km langes und 8 km breites eiförmiges Bergmassiv, das im waldbedeckten Hofelbusch bis zu einer Höhe von 1033 m ansteigt, auf seinem breiten, sanft gewölbten Rücken ausgedehnte Waldflächen besitzt, welche besonders in ihren nach Norden und Westen sich abdachenden feuchteren Partien trotz der verhältnismäßig geringen Seehöhe fast alle Pflanzen des Hochgebirges aufweisen und Naturschutzgebiet sind.

Von der Mitte des Bergmassivs laufen auf der West- und Südseite gegen das Aupatal kurze, bewaldete Rücken aus, wogegen auf der Ostseite bei Schatzlar der Abfall sehr steil ist (bis auf 525 m).

Vorherrschend sind in dem Gebirgsstock des Rehorns kristallinische Gesteine; im Osten grenzt an die kristallinen Schiefer die Kohlenformation, wovon die Steinkohlenbergwerke in der Gegend von Schatzlar und Schwadowitz in Böhmen besondere Beachtung verdienen.

In alter Zeit waren in dem Dorfe Rehorn (965 m) und an verschiedenen anderen Punkten des Gebirges bedeutende Silber- und Goldbergwerke in Betrieb, die dem Rehorn den Beinamen "das güldene" eintrugen und welchen auch das alte Bergstädtchen Freiheit (607 m) seine Entstehung verdankt, das ursprünglich "Bergfreiheit" hieß und durch die Ansiedlung deutscher Bergleute während des Goldbergbaues um die Mitte des 16. Jahrhunderts gegründet wurde.

Etwa zwei Kilometer nordwestlich von Schatzlar befindet sich bei dem Dörfchen Bober auf der sogenannten Boberlehne am Rehorn in 864 m Höhe die mitten im Walde in einer sumpfigen Mulde gelegene Boberquelle, von welcher der Bach in einer waldigen Schlucht nach Osten hinabeilt, nach kurzem Laufe in das nach ihm benannte Dorf Bober und bald hinter diesem aus Böhmen nach Schlesien gelangt, wo er in seinem weiteren Laufe die sich terrassenartig abstufenden Täler von Liebau, Landeshut und Hirschberg durchfließt.

An der Boberquelle selbst, die durch Wegweiser gekennzeichnet ist, führt der "Neuweg" vorüber, der vom unteren Stadtteile Schatzlar zum Kammwege geleitet, auf welchem man über die Orte Quintenthal und Rehorn zum "Quetschenstein" auf dem Rücken des Gebirges ansteigt.

Vom "Quetschenstein" (1001 m) auf dem bis 1945 eine Lokalität des DRGV die weithin sichtbare "Maxhütte" stand genießt man eine herrliche Fernsicht nach Böhmen und Schlesien sowie auf die Südseite des Riesengebirges mit der Schneekoppe. Nördlich von der Felsmasse liegt im Tal die Ortschaft Dörrengrund. Die daneben befindliche Rehornbaude (1935 erbaut) beherbergt heut den Sitz des Riesengebirgszentrums für Ökologie und Umwelt

Der bereits genannte Hofelbusch (1033 m) als höchster Punkt des Gebirges zeichnet sich durch seine merkwürdigen Baumformen aus und ist wie die pflanzenreichen Rehornwiesen, die früher viel von Botanikern besucht wurden, Naturschutzgebiet. Besonders verdient gemacht um die Durchforschung der Hochgebirgsflora der Rehornwiesen, wie überhaupt des ganzen Riesengebirges, hat sich Frau Josephine Kablik, die Gattin des Apothekers Adalbert Kablik in Hohenelbe, die eine ausgezeichnete Pflanzenkennerin war und deren Verdienste man später durch Beilegung ihres Namens bei neuen Pflanzenbenennungen ehrte. Ihr wertvolles Herbarium erbte die Bürgerschule in Trautenau.

Touristisch und dem Fremdenverkehr erschlossen ist das Rehorngebirge erst durch den 1880 gegründeten Riesengebirgsverein worden, der die Schutzhütte (Maxhütte) auf dem Quetschenstein erbaute; vorher wurde der Gebirgsstock trotz seiner landschaftlichen Schönheiten von Fremden nur wenig besucht.

Die in ihm befindlichen schmucken kleinen Gebirgsdörfchen und Baudensiedlungen, Rehorn , Quintenthal, Bober, Dörrengrund, Glasendorf Klinge, Weiselthäuser, Wernsdorf und Brettgrund entwickelten sich nach der Jahrhundertwende mehr und mehr zu beliebten Sommerfrischen.

Das Dörfchen Thalseifen (540 m), das nur 85 Einwohner zählte, war ein gern besuchter Ausflugsort der Johannisbader Brunnengäste. Glasendorf liegt 620 m hoch Zwischen schroffen Bergwänden. Im Hochtal zum Weiseltbachtal hinab ziehen sich die Orte Rehorn und Quintenthal. Auch als Wintersportgebiete erfreute sich das Rehorn durch sein ideales Skigelände und Rodelbahnen einer von Jahr zu Jahr größer werdenden Beliebtheit. Hauptausgangspunkte zum Besuch des Gebirges sind die an seinem Fuße liegenden Orte Marschendorf und Schatzlar.

Von dem Marktort Marschendorf (527 bis 570 m ), der aus vier Gemeinden besteht und sich zu beiden Seiten der Fahrstraße nach Groß - Aupa erstreckt (im Teil IV des Ortes befindet sich ein sehenswertes Schloß mit Park der Grafen Czernin - Morzin), führen zwei viel begangene Wanderwege auf das Rehorn.

Der eine verläuft in Marschendorf I zwischen der früheren Piette'schen Zigarettenpapierfabrik und der Papierfabrik Eichmann und Co. gegenüber dem Gasthaus "Zum Landhaus" über die Aupabrücke auf dem rot bezeichneten "Rosaweg" die Berglehne ansteigend in 1 1/2 Stunden zum Plateau des Quetschensteins.

Weiter talaufwärts, von Marschendorf IV, zieht östlich hinter der Brauerei ein früher blau bezeichneter Weg in 3/4 Stunden gleichfalls zum Plateau auf dem Rehorn.

Landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich ist ferner der Touristenweg, der vom Südende des Bergstädtchens Schatzlar (613 m) über die sogenannte "Kippe" auf den Kamm des Rehorngebirges ansteigt.
Man geht zunächst vom Ringplatz zu dem die Stadt überragenden, weithin sichtbaren Schloß hinauf, das bereits um 1136 als Bergfeste gegründet worden sein soll, und von dort weiter auf dem aussichtsreichen "Kippenweg" im Walde langsam ansteigend zur "Kippe", die sich durch reichen Pflanzenwuchs auszeichnet und eine schöne Aussicht bietet.

Weiterhin kommt man durch prächtigen Nadel- und Laubwald nach einer halben Stunde zu einer kahlen Berglehne, von der man einen entzückenden Blick auf das bereits mehrfach erwähnte, sehr reizend gelegene Dörfchen Bober im Tal genießt . Insgesamt beansprucht diese Wanderung bis zum Quetschenstein und Rehornbaude zwei Stunden.

Von der Stadt Freiheit kann man über die Schwarze Koppe (945 m) und die Rehornwiese in 2 1/2 Stunden auf den Quetschenstein aufsteigen.

Ein zweiter Weg führt jenseits der Aupabrücke in Freiheit oberhalb des Bahnhofs über den aussichtsreichen Kuhberg (680 m) nach dem hübsch gelegenen Thalseifen und der kleinen Sommerfrische Klinge (530 m) am Bach aufwärts nach der ehemaligen Ortschaft Glasendorf, wo fast am Ende des Tales der Weg links auf den Bergrücken und dann drüben am Seifenbach steil auf das Rehorn emporzieht.

Will man die Wanderung auf den Gebirgszug in Richtung zu den Grenzbauden (1050 m) fortsetzen, so wendet man sich von der Rehornwiese dem Försterhaus zu, links bei demselben vorbei und längs der alten Reichsgrenze zwischen Böhmen und Schlesien an den Grenzsteinen des Kolbenkammes entlang, bis man bei den letzten Häusern von Ober- Kolbendorf auf die Fahrstraße gelangt, die durch Wald nach Klein - Aupa und den Grenzbauden führt.