Zu den wenigen Kammbauden des Riesengebirges, die vom Anbeginn ihres Bestehens dem Fremdenverkehr dienten, zählt die auf böhmischem Boden gelegene Eibfallbaude (1284 m), bei der sich der junge Fluß am Ende der Eibwiese 50 Meter tief in eine Felsschlucht stürzt.

Begründerin dieser vielbesuchten Berggaststätte war eine Frau aus Rochlitz, über deren Namen und Herkunft nichts anderes bekannt ist, als daß sie den Spitznamen "Die Blasse" hatte.

Wie Berthold Lessenthin in seinem Buch "Das Riesengebirge im Winter" (Breslau 1901) zu berichten wußte, ist der wirkliche Name dieser um die Verpflegung der Hochgebirgstouristen im zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts hochverdienten Frau spurlos verlorengegangen. Seinen Angaben zufolge kann "die Blasse" als die "Pionierin des Gastwirtschaftsbetriebes auf dem Kamm des Riesengebirges gelten".

Sie unterhielt bereits vor der Erbauung der alten Schneegrubenbaude (1837) eine aus Steinen und Reisig hergestellte und mit Baumrinde gedeckte Restaurationshütte im Schütze der Felsmasse "Rübezahls Kanzel" bei den Schneegruben. Weitere solche Erfrischungshütten hat sie zeitweise bei den Korallensteinen und auf dem Silber- oder Mittagskamm besessen.

Bei der Stelle, wo einst ihre Hütte am Silberkamm dicht bei dem Landesgrenzstein 30 gestanden hatte, waren um die letzte Jahrhundertwende noch Trümmerreste zu erkennen. Bei den Gebirgsbewohnern war dies Örtlichkeit unter dem Namen "Blasse Hütte" bekannt. An jener Stelle ist die ambulante Gastwirtin Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts auch zum letzten Male gesehen worden.

Die Hütte am Eibfall soll die "Blasse" um das Jahr 1824 errichtet haben. Diese entsprach in ihrer Ausstattung etwa den Restaurationsbuden, wie solche in späterer Zeit die gräflich Harrach'sche Verwaltung am Eibbrunnen und dem Pantschefall erbaute und in denen den vorüberziehenden Bergwanderern Erfrischungen, aber auch Bier, Schnaps und Semmeln verkauft wurden.

Die Verpflegung, welche die "Blasse" ihren Gästen bieten konnte, war denkbar einfach und bestand in der Hauptsache aus billigem Wein, Butterbrot und Kaffee mit und ohne Ziegenmilch. Sie nahm dafür auch keine festen Preise, sondern der Gast zahlte "nach Belieben".

Warum man die Wirtin dieser "fliegenden Gastwirtschaften" die "Blasse" nannte, ist nicht bekannt.

Nach Lessenthins Mitteilungen kann die Hautfarbe dabei keine Rolle gespielt haben, da die Frau eher ein zigeunerhaft braunes als blasses Aussehen gehabt haben soll. Für unwahrscheinlich hält Lessenthin auch die Vermutung, daß der Name von der "Blässe" (Stirn) der Ziege hergeleitet worden ist (die sie begleitende Ziege war die Milchlieferantin der Wirtin). Übrigens soll die "Blasse" auch eine sehr mutige Frau gewesen sein. Als am 18. Juli 1825 der Bergführer Gottfried Anton in die Schneegruben abstürzte, hatte die beherzte Frau "die Tollheit", in die Gruben hinunter zu klettern, um zu sehen, ob der Abgestürzte noch lebte. Sie fand den Verunglückten aber tot mit zerschlagenem Hinterkopf und anderen schweren Verletzungen.

Lessenthin berichtet: "Die resolute Frau zog den Toten aus, nahm ihm sein Geld sowie die im Gehen durch den Fall nicht gestörte Uhr ab und zeigte den Unfall in Agnetendorf an."

Die Elbhütte der "Blassen" stand etwas tiefer als die später erbaute Elbfallbaude, und zwar gleich oberhalb des Wassersturzes. Sie wurde nach einigen Jahren von einer Landsmännin der Erbauerin, einer Frau Dewald, übernommen, welche allgemein "die Dewaldin" genannt wurde. Diese scheint die Hütte erneuert oder vergrößert zu haben, denn der Prager Dichter Karl Herloßsoh, der 1840 das Riesengebirge bereiste, beschreibt die Hütte in seinem Buch "Wanderungen durch das Riesengebirge und die Grafschaft Glatz" (Leipzig 1841) wie folgt:

"Oben an der Spannung des Eibfalles ist eine Hütte des Wächters. Es ist ein aus Steinen gefügtes Haus, das in der Entfernung wie ein Kalkofen aussieht und an das Gebäude von black dwarf von Walter Scott erinnert. Darin fanden wir ein prasselndes Feuer, Kaffeekannen, zwei Bänke, einen Stuhl und zwei böhmische Harfenmädchen. Die eine dieser vergilbten Jungfrauen litt an Zahnschmerzen und hatte ihr Kinn mit einem blauen Tuch umwunden, sang aber trotzdem bei unserer Ankunft.. ."

Bei dem immer größer werdenden Touristenverkehr vermochte diese Restaurationshütte den Ansprüchen der Fremden auf die Dauer nicht zu genügen, die "Dewaldin" entschloß sich deshalb zu einem "mit allem Comfort der Neuzeit ausgestatteten Neubau", für welchen sie den Platz wählte, wo die Elbfallbaude heute steht.

Bei diesem "Neubau" handelt es sich um eine mit Schindeln gedeckte größere Bretterhütte, in welcher immerhin schon ein Kachelofen auf einer Steinplatte vorhanden war, der es gestattete, den Gästen nun auch warme Getränke und Speisen zu servieren. Diese Bretterbude der "Dewaldin" erwarb nach 1850 der Gastwirt Josef Schier aus Oberrochlitz, der sie vergrößerte und sogar einige Dachkammern für einfaches Nachtquartier der Gäste einrichtete.

Graf Harrach, welchem als Besitzer der Herrschaft Starkenbach der Grund und Boden im Gebiet des Eibursprunges am Riesengebirgskamm gehörte, kaufte Ende des Jahres 1877 dem Enkelsohn des inzwischen verstorbenen Josef Schier die alte Elbfallbaude ab und verpachtete die im Mai 1878 an den Gastwirt Lambert Erlebach.

Dieser Baudenwirt erbaute noch im gleichen Jahr ein neues Haus mit ebenerdigem Schank- und Gastzimmer und stattete den Oberstock, der als Küche benutzten alten Baude, mit zehn Fremdenzimmern aus. Ein weiterer Neubau der Elbfallbaude erfolgte 1889; durch diesen erhielt die Gastbaude im Oberstock 17 Fremdenzimmer, zu welchen im Jahr 1899 durch weiteren Ausbau des Dachraumes noch sechs Kammern kamen.


Die Baude konnte dadurch um die Jahrhundertwende bereits einer größeren Anzahl Touristen Nachtquartier gewähren und den Wintertouristen auch einige heizbare Zimmer zur Verfügung stellen. Abermals neuzeitlich umgestaltet wurde die Gebirgsbaude 1904. Durch den für Österreich unglücklichen Ausgang des Ersten Weltkrieges aber wurden neue Besitzverhältnisse im böhmischen Teil des Riesengebirges geschaffen.

Mehrere dem Grafen Harrach gehörende Bauden, darunter die Elbfallbaude, wurden vom tschechischen Staat beschlagnahmt, der sie verstaatlichte und tschechische Gastwirte als neue Pächter in sie einsetzte. 1921 besaß die zur "Post Krausebauden" gehörende Baude 42 Zimmer mit 98 Betten. Bis zum Jahre 1930 wurde die Bettenzahl auf 110 erhöht und die Baude mit Zentralheizung ausgestattet.

Doch nach 1945 war es erst einmal vorbei mit der Pracht. Letzter deutscher Inhaber der Baude während des Zweiten Weltkrieges war Wolfgang Hahn.

Am 06. November 1965 ist die Elbfallbaude als eine der wenigen Kammbauden, die auch nach 1945 dem Touristenverkehr zugänglich blieben, durch unsachgemäßen Umgang mit offener Flamme bei Reparaturarbeiten, so die offizielle Darstellung, völlig abgebrannt. Eine Entscheidung, wie es weitergehen sollte, dauerte vier Jahre.

Am 12. Juni 1969 begann man mit ihrem Neuaufbau. Auch in der damaligen Tschechoslowakischen Republik wollte man schneller und größer bauen. Es entstand ein nicht in die Riesengebirgslandschaft passender Betonbau. Die Bauzeit zog sich sechs Jahre hin. Die Eröffnung dieser "Massenunterbringungseinrichtung" erfolgte dann zur Wintersaison am 15. November 1975, also fast genau zehn Jahre nach dem verheerenden Brand.

Sie galt bis 1990 als ein Renommierhotel der Tschechen, obwohl in ihr noch viele bauliche und technische Mängel vorhanden waren. Vor der politischen Wende (1990) betrug der normale Pensionspreis für Vollpension in der Baude 80 DM.