Zu den romantischsten Landschaften des böhmischen Riesengebirges zählt das Gebiet der "Sieben Gründe", unter welcher Bezeichnung man die kurzen Quertäler versteht, die vom Hauptkamm zwischen der Elbwiese und dem Koppenplan ausgehen und ein Dreieck darstellen, dessen Seiten Korkonosch, Ziegenrücken und Riesenkamm bilden.

Von diesen Seitentälern münden von West nach Ost drei der "Sieben Gründe" in den Elbgrund und vier in den Weißwassergrund.

Pudel-, Martins- und Bärengrund senden ihr Wasser dem Elbseifen zu, während die Wildbäche des weiter nach Osten gelegenen Mädelgrundes (Rotes und Schwarzes Floß), Sturmggrabens, Krummseifens {Teufelsgrund) und Silberwassers dem Weißwasser zufließen, das als östlicher Quellfluß der Elbe von der Weißen Wiese mit starkem Gefälle zu Tal eilt.

Man betritt das Gebiet der "Sieben Gründe" bei der ehemaligen Mädelstegbaude (773 m) bei Spindelmühle, wo der romantische Elbgrund beginnt, der von erhabener, geradezu alpiner Schönheit ist.

Der markierte, zur Eibfallbaude und Elbquelle führende Weg verläuft zunächst mit schwacher Steigung am rechten Ufer des Elbseifens entlang und man passiert rechts den Ausgang des Bärengrundes, der seinen Namen von Meister Petz herleitet, da hier am 16. September 1762 einer der letzten Bären des Gebirges erlegt wurde.

Im Bärengraben, wie dieser erste der "Sieben Gründe" auch genannt wird, befindet sich eine der größten Sperren der Wildbachverbauung des böhmischen Riesengebirges, die nach dem einstigen Chef der österreichischen Wildbachverbauung "Rossipal-Sperre" geheißen wurde.

Der Weg überschreitet nun den Eibseifen und führt am anderen Ufer weiter. Nach einer Viertelstunde folgt der zweite der "Sieben Gründe", der Martinsgrund, auch "Hofbaudnergrund" genannt, der von rechts herunterkommt und in den man auch von den Hofbauden oberhalb der Bärengrundbaude (1000 m) hineingelangt.

Am oberen Ende des Martinsgrundes steht auf einer offenen, mit Steinblöcken dicht übersäter,hie und da mit Rauzen oder Knieholzbüschen ausgedehnten Heuwiese an der oberen Waldgrenze in einer Meereshöhe von 1250 m die Martinsbaude. Bereits schon im 17. Jhd. wurde sie als die am höchsten gelegene Sommerbaude von den Krausebauden von den Harrachs aus der Starkenberger Herrschaft gegründet.

Wandert man von dieser Baude westlich weiter unterhalb dem Hohen Rade (1509 m) hin, so hat dort eine von Minute zu Minute sich erweiternde herrliche Aussicht in den großen Berg-, Tal-, Fluß- und Waldkomplex der "Sieben Gründe", deren Charakter bei dieser einsamen Wanderung besonders eindrucksvoll hervortritt.

Im Elbgrund unten gelangt man nach einer weiteren Viertelstunde zum Pudelgrund mit dem Pudelwasser. Dieses bildet ungefähr 20 Minuten oberhalb seiner Mündung in den Elbseifen den in seiner ganzen Ausdehnung sichtbaren 38 m hohen Pudelfall, der auf Grund seiner wildromantischen Umgebung zu den schönsten Wasserfällen des Riesengebirges gehört, aber nur wenig bekannt ist.

Ehemals befand sich am oberen Ausgang des Pudelgrundes in 1300 m Höhe eine Sommerbaude, "Pudelbaude" geheißen, welche aber schon vor langer Zeit abgebrannt ist.



Noch berühmter als der Elbgrund ist der hochromantische Weißwassergrund mit seinen Quertälern der "Sieben Gründe", der eine der größten Schönheiten des Rübezahlreiches überhaupt bildet und von grandioser Hochgebirgsromantik ist.

Weißwassergrund : der ja so reich an Naturschönheiten ist. Jedes einzelne Wasserbecken ist schon ein Kunstwerk der Natur. Von der Sonne beschienen, erglänzen die Wasserspiegel in den buntesten Farben. Vom hellsten Gelb bis zum dunkelsten Grün wechselt die Farbe um Farbe dazu kommt noch der düstre Fichtenwald, den hier und da eine lichte Birke ziert, oder aus dessen dunklem Grün das Blätterdach einer Buche hervorleuchtet, und so macht das Ganze einen überwältigenden Eindruck.

Er wird eingeschlossen südlich von den steilen und zackigen Wänden des Ziegenrückens (1424 m), nördlich von den dichtbewaldeten Hängen der Kleinen Sturmhaube und des Silberkammes. In seinem untersten Teile, dem Mädelgrund, mündet das Mädelwasser oder Rotefloßgraben, etwas weiter aufwärts das Schwarze Floß als vierter Grund. Den fünften der "Sieben Gründe" bewässert der Sturmgraben, der links von der Mädelwiese herabkommt.

Dann stürzt eine halbe Stunde Wegs weiter oben aus dem engen Zwischentale des Teufelsgrundes als sechster Grund gegenüber der Weißwassergrundbaude (1000 m) der wildschäumende von den Gebirgsbewohnern auch "Teufelsgraben" geheißene "Krummseifen" hernieder, welcher kräftige Wildbach hier durch mehrere Sperren der Wildbachverbauung gebändigt werden mußte.

Des Weißwassers stürmischer Lauf bildet am Ausgange des Teufelsgrundes das sogen. "Große Gefälle", wo der Fluß etwa 14 m tief über eine schiefe Felswand hinabschäumt.

Auf einem verbotenen Wege konnte man auf dem linken Ufer des Krummseifens, der in seinem oberen Teile noch völlig ursprünglich ist, hinauf am Westabhang des Plateaus der Teufelswiese bis zur ehemaligen Teufelsbaude ansteigen, die vom Sturme zerstört wurde.

Bis zur Ruine der einstigen Gastbaude war der Pfad neu und gut zu finden. Weiter hinauf ging es aber dann ohne Weg die Bergwiesen empor über die Kuppe der Teufelswiese zu der auf der anderen Seite oberhalb des Silberwassers liegenden Scharfbaude (1417 m) mit einfacher Wirtschaft.

Wanderte man dagegen im Teufelsgrund hinauf geradewegs über den Oberlauf des Krummseifens in Richtung zum Hauptkammweg, so stand man im Banne der Kleinen Sturmhaube, die hier prächtig mit gewaltigen Schotterhalden bis zu einer Höhe von 1436 m aufragt.

Um den Südabhang der Kleinen Sturmhaube zieht von der Spindlerbaude her ein Weg, der unterhalb der früheren einsamen Hollmannsbaude vorbei auf einen großen Kahlschlag führt, welcher steil in den Teufelsgrund abfällt und einen prachtvollen Blck in den Weißwassergrund bietet.

Dieser Weg verläuft weiter oben über den Krummseifen und vereinigt sich später mit dem aus dem Weißwassergrund heraufkommenden Weg.
Von den ehemals insgesamt vier Teufelswiesenbauden war nur noch die höchstgelegene, die oben genannte Scharfbaude an der Silberwasserquelle vorhanden.

Das Silberwasser mündet hoch oben im Weißwassergrunde, wo der Baumwuchs aufhört und die Felsen an vielen Stellen durch Lawinen bloßgelegt sind, von links (nördlich) aus einer Schlucht als letzter der "Sieben Gründe"

Den wohl herrlichsten Blick auf die "Sieben Gründe" genießt der Riesengebirgswanderer vom "Vogelstein" (1309 m), der am besten vom Wege Bradlerbauden-Daftebauden und etwas schwieriger vom Mädelkamm zu erreichen ist.

Man wanderte hinter der ersten Daftebaude in einer schneisenartigen Geröllhalde auf schmalem Steig aufwärts und gelangte in etwa 20 Minuten zu der mächtigen, aus dem verkümmerten Bergwalde aufragenden Felsmasse, deren höchster turmartiger Block ersteigbar ist.
Man steht hier in der Mitte der "Sieben Gründe" und thront so richtig im Herzen der bezaubernden Hochgebirgswelt.


Nach der Regenkarte Schlesiens von Prof. Josef Partsch weisen die "Sieben Gründe" mit durchschnittlich 1622 mm Jahresniederschlag die höchsten in den ganzen Sudeten vorkommenden Niederschlagsmengen auf.

Dieser Umstand zeitigte früher bei Hochwassern oft verherrende Folgen, wie z. B. bei dem schweren Wolkenbruch am 30. Juli 1897, wo die junge Elbe mit den ganzen Flutmassen der "Sieben Gründe" an der Talbiegung des Ortsteiles Friedrichstal in Spindelmühle aus das zu einem reißenden Strom angeschwollene Klausenwasser traf und das Weichbild der Gemeinde mit Geröllmassen überschwemmte, wobei u.a. das Hotel "Deutscher Kaiser" zur Hälfte fortgerissen wurde.