Tourenabschnitte Markierung Entfernung
Petzer (Pec pod Snežkou - Blaugrund (Modrý Dul - Richterbaude ( Richterovy Boudy ) rot 3,6 km
Richterbaude-Geiergucke (Výrovka) grün 5,1 km
Geiergucke - Langer Grund grün 5,1 km
Langer Grund - Spindelmühle (Špindleruv Mlýn) rot 1,0 km

Gesamt : 9,5 km  ( 7 ˝ - 8 Stunden)
Einkehr: Richterbaude; Hotel/Restaurant "Geiergucke"


Schon in aller Frühe habe ich auf den bewaldeten Höhen meine Freude, wenn die ersten Vogelstimmen beim Morgengrauen den jungen Tag begrüßen und die Frühnebel ringsum aus den Talmulden aufsteigen.

Am schönsten aber ist es, wenn die ersten Strahlen der Sonne die Baumkronen über mir vergolden und der Morgenwind das Glockengeläut des Tages an mein Ohr in die Bergeinsamkeit herüberweht.

Aus der Ferne tönt der Heroldsruf eines Kuckucks und nachdem das Tagesgestirn hoch gestiegen ist, dass seine Strahlen in die Waldbestände dringen, tänzeln Millionen Sonnenstäubchen durch den schweigenden Forst.
Ein Wildbach plätschert im tiefen Grunde und eilt behende über das moosige Gestein. Sonst aber herrscht völlige Ruhe und die Stille des Waldes wird durch nichts gestört, denn auch in den wildreichen Revieren bleiben die meisten Waldtiere über Tag in ihren in Dickicht verborgenen Schlupfwinkeln.

Diese prachtvolle,zum Teil bequeme Panoramawanderung führt uns von Petzer durch eines der ursprünglichsten Gründe im böhmischen Riesengebirge - dem Blaugrund hinauf zur Geiergucke.Nach deren Überquerung wenden wir uns dem Langen Grund zu und erreichen nach ca.11 km die Perle des Riesengebirges-das schon immer mondäne Spindelmühle

Vom oberen Parkplatz in Petzer bei der Kapelle gehen wir leicht aufwärts zunächst mit blauer Markierung in Richtung Riesengrund. Nach wenigen Minuten Gehzeit zweigt links ein rot markierter Wirtschaftsweg ab.Dieser leitet uns aufwärts um die Fichtig-Lehne zu einem Aussichtspunkt von wo wir einen interessanten Blick auf den Brunnberg geniessen können.

Zur Talsohle des Blaugrunds gelangte man einst auf diesem uralten "Eisenweg" wo noch im 18. Jahrhundert Knappen in Kraxen Erz aus den Gruben zu Tage schleppten, um es unten in den Hütten- und Pochwerken verarbeiten zu lassen

Vorbei an der ruhig gelegenen ehemaligen Berghütte Meiler erreichen wir nach ca. 30 min den Blaugrund. Rechts fließt der Blaubach, und unweit davon steht die Baude am Fluss (Bouda u potoka)

Rechtsdrehend öffnet sich uns die schöne Wiesenenklave des Blaugrundes , ein durch Gletschertätigkeit geschaffenes Bergtal mit früher Bergbautätigkeit (Eisenkies).

Wir stehen vor der großartigen Kulisse einer Baudenlandschaft inmitten eines ruhigen Tales und geniessen eine morgendliche herrliche Aussicht und Ansicht auf den Brunnberg mit seiner Wuchtigkeit.

An den unzugänglichen Wänden des Brunnberges, die prächtige Übungsfelder für Hochsteiger abgeben, kleben ganz oben kleine grüne Matten, Lustgärtchen, welche des Teufels sind ober mindestens dem "vielbeschreyten" Rübezahl angehören. Da stehen in guter Hut die Kräutlein denen die unbefriedigte Sehnsucht so manchen "Sammlers" gilt

Das Ensemble der hiesigen Hütten und Häuser steht als Beispiel der ursprünglichen Gebirgsarchitektur unter Denkmalschutz. Zu den ältesten gehört die Nr. 98 in der linken oberen Ecke mit ihren neu mit Spaltschindeln gedeckten Giebeln. Die Bergbaude Na Vysluni ziert ein komplettes neues Dach mit Schindeldeckung. Ihr bewohnter Halbstock über dem gezimmerten Erdgeschoss war typisch für den Anfang des 20. Jahrhunderts.

Damals vermietete im Sommer fast jeder Landwirt ein Mansardenzimmer an Som- mergäste Zur Aufhellung der Zimmer im Obergeschoss verwendete Wenzel Meergans im jahre 1911 außer den Giebeln auch eine Sattelgaube. Heute bietet die Gebirgsbaude Na Vysluni eine der schönsten Unterkunftsmöglich- keiten im Ostriesengebirge, wozu maßgeblich das ursprüngliche Interieur und die stilechte Atmosphäre dieser Bergbaude beitragen.

Um uns den malerischen Eindruck zu verinnerlichen steigen wir aber erst einmal quer den Wiesenhang hinauf zur Baude "Auf der Sonnenseite" ( 1 030 m ü. NN ).

Auf der Böschung hinter der Baude verläuft ein Querweg. Würde man diesen 100 m rechter Hand gehen, käme man zu einem gesperrten Linksabzweig hinauf zu den Brunnberg-Gruben in 1 104 m ü. NN. Denn vor einigen Jahren konnte man von hier aus direkt zur Wiesenbaude aufsteigen, doch dieser Weg ist nun ein für alle Mal gesperrt.

Die benachbarte "Blaugrundbaude" erreichend beenden wir diesen Abstecher und halten uns links talwärts vorbei an den Hütten "Enzian" und "Arnika".

Wir überqueren den Rauschenbach der später in die Aupa mündet und dort wo der Weg nun auf rot trifft beginnt auf einem sehr schmalen Bergpfad ein Klettern und Kraxeln über dürre Wurzeln, Steine und man gelangt nach anstrengender Tour den Breiten Rücken des Zehgrundes.

Trotz dieser Anstrengung haben wir von diesem Weg aus noch einmal einen herrlichen Blick auf die unter uns liegenden Blaugrundbauden und vor allem immer besser sichtbar tritt ins Blickfeld die der Sonne angestrahlte majestätische Schneekoppe und den von ihr südlich auslaufenden Rosenberg.

Selbst das Schlesierhaus auf dem Koppenplan grüßt freundlich herüber. Fast geradezu blickt man auf den Hochwiesenberg und sieht den Weg der von der Wiesenbaude zur Geiergucke führt der sich als schmaler Streifen zu erkennen gibt.

Das Gebirge macht hier einen wahrhaft großartigen Eindruck und die Mühen des Aufstieges werden damit reichlich belohnt. Denn der Blaugrund, so rings eingeschlossen von hohen Bergen, ist wohl eins der schönsten Fleckchen im Riesengebirge. Die wenigen Häuser und Pensionen liegen so zerstreut umher, und von der Morgensonne beschienen macht die Gegend einen eigenartigen Eindruck.

Ein letzter Blick auf die Koppe, um sie dann erst wieder von der Geiergucke aus zu erblicken.

Auf dem Rücken des Zehgrundes weiterwandernd erreichen wir kurz darauf die Richterbaude (1140 m) die von üppig grünen wohlgepflegten Alpenwiesen des teils unwegsamen Zehgrundes mit reichlich Flora (Viola lutea) umgeben ist und die einst im Besitz der Familie Bönsch war, der auch die Wiesenbaude gehörte.

Historische Unterlagen verweisen auf das 17. Jahrhundert als Zeit der Entstehung von der Richterbaude. Am Anfang standen hier nur Sommerbauden, die von den von den Landwirten aus Groß Aupa als Saisonweide oder zum Heutrocknen genutzt wurden. Die Bauden waren sehr schlicht, nur ein Wohnraum, Abstellkkammer und Küche. Der grösste Teil war der Stall und der Dachboden zum Heu trocknen.

Die eigendliche Richterbaude wurde im Jahr 1830 von Stefan Bönsch aus Groß Aupa erbaut,aös er seine Herde vergrößerte. Den Bönschs wurde schon bald bewusst, welche große Möglichkeiten sich ihnen durch den ständig wach- senden Fremdenverkehr bieten. Deshalb bauten sie an ihrer schichten Hütte kurzum eine Veranda mit einer Gaststätte an.

Ihre Entscheidung ihre Dienst- leistungen nicht nur auf die Besucher der Richterbauden zu beschränken, liess sie bald darauf zu den erfolgreichsten Hoteliers auf den Kämmen des Riesengebirges werden.So betrieben sie auch die Wiesenbaude, Renner- baude, Scharfbaude, Keilbaude und die Schwarzschlagbaude.

Gegen 1900 begann der ganzjährige Betrieb und eine grössere Baude mit 50 Übernachtungsplätzen in 18 Zimmern ersetzte die ursprüngliche Baude.Später hat der Enkel Wilhelm Bonsch die Baude an die neue Situation angepaßt.

Im Jahr 1931 wurde die Richterbaude von den Bergers umgebaut, um sie dauerhaft bewohnbar zu machen. Herbert Berger bot genauso wie schon seine Vorfahren Unterkunft und Verpflegung an. Der Aufenthalt im Berghof Richterbaude war ein originelles Erlebnis. Im Jahr 1938 brannte die ganze Baude ab, aber noch im Laufe des Krieges wurde sie wieder neu erbaut.

Nach dem zweitem Weltkrieg wurde die Gaststätte und die gesamte Wirtschaft vom tschechischen Staat konfisziert und der ganze Besitz kam in Volksverwaltung.

Die heutige Richterbaude wurde im Jahre 1952 vom Schulministerium erbaut und nach ihrer letzten Rekonstruktion dient sie heute als Schulungszentrum.Anmeldungen für einen persönlichen Urlaub sind aber dennoch möglich.

Wir folgen nun einer Asphaldstraße durch steil aufsteigende Reviere düsteren Fichtenwaldes, die, immer lockerer werdend, in die rauen Polster der Legföhren übergehen zum Sattel des Böhmischen Kammes (1509 m),auch als "Geiergucke" benannt

Es ist ein eigenes erquickendes Labsal, die reine Luft der Berge zu atmen, es ist die erhebendste Nahrung, die uns der Himmel gegeben hat. Das fühle ich, wenn ich auf hohem Berge stehe und die Luft in ihrer Weite wie ein unausmeßbares Meer um mich herum wogt. In solcher Umgebung liebe ich die Einzelheiten nicht, - das große Ganze ist es, was erhebt.

Hier an der Wegkreuzung von Petzer mit dem alten Schlesischen Handelsweg stand zwischen Knieholz und sumpfigen Teilen einer Wiese ehemals die "Tannenbaude" in der sich die österreichische Finanzwache und häufig auch Grenzjäger aufhielten um den Paschern ( Schmugglern ) aufzulauern, woher sie den Namen "Geiergucke" erhielt.

Lange davor bauten sich einst die Gebirgler hier eine einfache Unterkunft, später entstand dann ein Blockhaus welches wegen der strategischen Lage und der ausgezeichneten Aussicht auch von der Armee genutzt wurde sowie die attraktive Havelbaude. Beide brannten ab und erst im Jahr 1990 wurde an dieser Stelle ein neues Hotel mit einem Restaurant erbaut.

Es war Mittag geworden, als ich vor diesem "Hotel zur Geiergucke" stehe.
Plötzlich ziehen Wolken zusammen und verteilen sich wieder, einen leichten, bald zerrissenen, bald zusammenhängenden Schleier um den Hochwiesenberg bildend. Schnell entstehen im hohen Gebirge Windstöße von Norden nach Süden, und umgekehrt, unerwartet ergießen sich die heftigsten Regengüsse, und in schnellem Wechsel erheitert und trübt sich das Wetter, erheben sich Stürme und beruhigen sich wieder.

Vielleicht stand Rübezahl selbst irgendwo im Grau hinter mir und wollte einmal sehen, was die Welt da unten zu seinen Treiben sagte. Plötzlich rollte Rübezahl den widerwärtigen Schleier herauf und ein kleines Loch war plötzlich in den wehenden Vorhang geblasen, durch das man wie durch ein Fenster in die Weite und herrliche Schönheit des Aupatales blicken konnte. Dank dir, Herr Berggeist ! Du bist doch besser als dein Ruf es vermuten lässt.

Nun aber frisch hinab nach Spindelmühle, das war ja das eigendliche Ziel meiner Wanderung.

Auf der Südseite des Brunnenberges steigt man hinab in den Grünen Grund, in welchem von Südosten der vom Keilberge begrenzte Lange Grund einmündet; beide bilden dann den Petersgrund (auch Lange Grund) genannt, der vom Petersseiffen durchflossen wird und in 5 Stunden bis Sk. Peter hinabführt.

Bald liegt vor uns ein herrliches Panorama, die formlose Masse verschwindet, ein Berg löst sich von dem andern, im Licht der Sonne scheiden sich die Höhen von den Tiefen und wir erkennen jetzt, was sich uns offenbart als eine Quelle voller Leben, die aus ihrem Schoße, dank der Kräfte, die in ihr walten, immer Neues und Unvergängliches hervorzuzaubern vermag.

Der Lange Grund, den wir durchschreiten werden,wird nördlich vom Ziegenrücken, Stangen- und Brunnenberge, südlich vom Kesselberge, Planur, Heuschober und Keilberge eingeschlossen und er trägt seinen Namen mit Recht; denn er ist tatsächlich etwas sehr lang und dazu nicht gerade sehr abwechslungsreich.

Denn in seinem rechten sowie letzten Teil ist der Grund ungemein einsam und öde. Einst waren hier Lawinenstürze keine Seltenheit. Und der aufmerksame Beobachter wird die Spuren derselben an mehreren Stellen noch bemerken können.

Aber hinunter geht es ja noch besser als hinauf, seiner gleichmäßigen Steigung wegen, und im untern Teile gewährt er wenigstens kühlen Schatten.

Spindelmühl ! Welche Poesie weckt nicht dein Name in den Herzen aller derer, welchen das Glück zu Teil geworden ist, eine Spanne Zeit in Deinem Bannkreise zu verleben, welche Sehnsucht rufst du nicht wach nach Waldeslust und Bergesgrün, wenn der Schnee auf Feld und Flur geschmolzen ist und die höher und höher am Himmelszelt emporsteigende Sonne die Menschen hinaustreibt aus den schwülen und dumpfigen Gassen der Städte in Gottes schöne, freie Natur !

Du, die Perle in Rübezahls Reich, Du, ein Stückchen Alpenwelt, das sich verirrt hat aus den zerrissenen und zerklüfteten Bergmassen der Heimat in die sanfter abfallenden und lieblicheren Gelände der schlesischen Gebirge.

Wir steigen hinab ins Tal, unter uns lichtete sich plötzlich der Wald und ein überraschend schönes Landschaftsbild entfaltet sich vor unseren Augen.

Rings in der Runde gewaltige, gen Himmel strebende Bergmassen, durchfurcht von engen, steilen, tiefen Tälern. Hoch oben alles öde und kahl, mit Gestein und Gestrüpp bedeckt, etwas tiefer unermessliche Waldungen.Wir befinden uns im Langen Grund und folgen dem Laufe des Grundwassers, das uns an der Hollmannbaude vorbeiführt und gelangen flußabwärts später nach Sk.Peter.

Der Kamm des Hochwiesenberges rosig angehaucht von den letzten Strahlen der scheidenden Sonne, in den Baumwipfeln das Säuseln des Windes, in der Tiefe gedämpft und kaum vernehmlich noch das Murmeln und Plätschern des in jugendlichem Übermut über Fels und Gestein hinwegsetzenden Grundwassers. Nur die Stimme des Klausenwassers, das von der Eisenkoppe herunterkommt, scheint in dieser Stille Klang zu haben und erfüllt alles mit einem unsagbaren Frieden.

Weit hinter uns wuchtet der dunkle Kamm des Ziegenrückens hoch; dunkel auch stehen die bewaldeten Berge des Planur-Wachur Rückens. Wunschlos still ist solche Stunde nach verwandertem Tage; Ich kann mich noch nicht entschließen, Sankt Peter zu erreichen; ich möchte den Tag dehnen bis zur Grenze der letzten Möglichkeit.

Dieses selige Erfühlen der Landschaft im geruhsamen Schreiten, kaum ist ein Baum, ein Stein irgendwo, den ich nicht kenne, der nicht irgendwelche Erinnerungen in mir weckt. Aus langen Wanderjahren vertrautes Land grüßt mich ringsum - es ist ja alles Heimat, die mich besitzt und die ich besitze.

Lange mied der Mensch diese entlegenen Einöden, die schreckhaft Geheimnisse zu bergen schienen. Jäger und Goldsucher waren die ersten, die sich vorwagten. Die Museen in Hirschberg und Hohenelbe bewahren die sogenannten Walenbüchlein - walen bedeutet welsche - in den wir die phantastischen Anweisungen landfremder Goldsucher zu den Fundorten haben.

Ein Bergbau, vornehmlich nach Eisen und Kupfer, kam im 15. Jahrhundert auf. Holzfäller und Bergknappen aus fernen Landen werkten im Urwald, dessen Frieden noch niemand zu stören gewagt hatte. Wege für schwere Erzfuhren wurden gebaut, Stollen und Schächte vorgetrieben, lärmende Pochwerke und qualmende Hochöfen errichtet. Von manchem Stolleneingang und mancher Grundmauer sind heute noch verschüttete Reste vorhanden.

Jetzt trennte mich nur noch St. Peter mit seinen Berghäusern und Bauden vom mondänen Spindelmühle.

Dieses Baudendorf soll ursprünglich von Bergleuten, welche hier Silber und Gold suchten, erbaut sein; die hier errichtete Kapelle zum heiligen Petrus war lange Zeit im ganzen inneren Gebirge das einzige Gotteshaus.
Umschlossen von den hohen gewaltigen Bergwänden, scheint alles hier eine Welt für sich zu sein, aus der man nur mit vieler Mühe sich wieder über die Berge hinweg den Weg in die andere Welt suchen muß, aus der man kam.
Bald war auch dieser Ort, dessen Häuschen in das Grün der Wiesen gebettet, so malerisch daliegen, durchschritten und gegen 17 Uhr erreiche ich das Zentrum in Spindelmühle.

Am darauffolgenden Morgen schied ich von der Riesenberge Herrlichkeit. Mit großen Erwartungen zog ich hinauf zu dir, du liebes, schönes Hochgebirge, über alle Maßen befriedigt kehre ich heim. Sei bedankt ! Ich komme wieder, wenn Eis und Schnee deine Kämme und Kuppen bedecken. Dann bist du noch viel schöner als jetzt. Auf Wiedersehen !