Tourenabschnitte Markierung Entfernung
Oberschüsselbauden -Krokonosch - Kesselkoppe gelb 3,4 km
Kesselkoppe - Rübezahls Steinkreis - Sahlenbacher Hofbaude rot 3,0 km
Sahlenbacher Hofbaude - Kesselgruben - Oberschüsselbauden grün 5,8 km


Gesamt: 15 km    5 bis 5 ˝ Stunden
Einkehr: Goldhöhen Baude - Sahlenbacher Hofbaude - Oberschüsselbauden


Ein sonnig goldener Spätsommertag. Die Luft ist kristallklar, die majestätische Kesselkoppe und ihr ebenbürtiger Bruder, der Kahle Berg locken mit unwiderstehlicher Gewalt und wir steigen zur frühen Morgenstunde hinauf in Rübezahls Zauberreich.

Eine Wanderung in solch wunderklarem, milden Septembertage gewährt auserlesenen Genuß und die Kesselkoppe bietet heute ihr großartigstes Panorama.Die Gegend die wir aufsuchen werden ist ein einzigartiges Ganzes - blumenreiche Wiesen,Fichten- und Buchenwald, Knieholzbestände, Gletscherkare und sogar Hochmoore.

Diese Wanderung beginnt auf der Enklave Ober-Schüsselbauden (Horni Misecky). Vom Waldrande schon genießt man eine dankbare Aussicht über die auf einem üppigen Rasenteppich reizend ausgestreuten Häuschen und modernen Pensionen.

Die Besiedlung, die höchstwahrscheinlich mit der Erzförderung verbunden ist, wird in alten Chroniken dem 17. Jahrhundert zugesprochen (ca.1642). Hier begann auch der vom östereichischen RGV gebaute einstige Fr.Joseph Weg, so benannt aus Anlass eines Regierungsjubiläums seiner östereichischen Majestät.
Dieser aussichtsreiche Weg (heute als Rübezahlweg bekannt) führte am Südabhang des Krokonosch fort zur einstigen Kesselhofbaude.Danach durch die wildromantischen Kesselgruben und weiter bis nach Rochlitz.Wir werden diesen als Rücktour benutzen.

Für den nun beginnenden Aufstieg, um das erste Ziel, die Höhen des Krokonosch zu erreichen,stehen uns zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Endweder ein gelb gekennzeichneter Wanderweg oder man wählt die etwas längere aber bequemere “Masaryk - Bergstraße”

Wir entscheiden uns für den uralten Vozova Weg (Stara vozova cesta)- gelb markiert-den Johann von Harrach in den Jahren 1887 - 1897 als Fahrweg erbauen lies. Dieser leitet uns von der Jilemnicka Baude zuerst ein Stück auf besagter Masarykstraße aufwärts.

Dann am neuen Wasserwerk und an der alten Halde vorbei überqueren wir die Straße und treffen auf den alten Vozova Weg. Nun dem schäumenden Gewässer des Kesselgrabens oder Kerksch entgegen. Doch hindert uns der beschwerliche Weg daran, unsere Aufmerksamkeit den prächtigen Gefällen und Partien des Baches in verdientem Maße zuzuwenden

Schöner alter gemischter Waldbestand nimmt uns auf, der uns nun steil aufwärts durch einen Fichtenhochwald und später durch Legföhrenmatten zur Goldhöhenbaude (Vrbatova bouda)führt. Das Goldfingerkraut, dessen gelbe Blüte mit den lichtroten Flecken allerwege aufleuchtet, klettert mit uns hinauf und gedeiht auf dem Kamm in prächtigen Gestalten und in unzähliger Menge.

Bald (nachdem sich der Kesselgraben am linken Ufer mit dem Seidelgraben vereinigt hat, 840 m) betreten wir eine weite Waldlichtung Nur bestanden mit Heidelbeergestrüpp und niedrigem Fichtennachwuchs.

Hoch oben auf der steil ansteigenden Blösse ruht eine baude,darüber Von Schritt zu Schritt sehen wir, zurückblickend die schönen Formen des Mooshübels, der Schwozerkoppe und des Finstersteines bzw ihrer westl. Ausläufer, des Bockflosskammes Nebelberges und Finstergrabenkammes, höher auftauchen.

Rechts ein Brünnlein das quirlend das Wasser des Goldbaches talwärts sprudeln läßt. Ein Schluck davon und weiter geht es nun unaufhörlich am fast kahlen, nur mit schütter verstreuten Knieholzbüschen bestandenen südlichen Abhang des Krokonosch, auch Goldhöhe genannt,sacht aufwärts.

Die Sonne meint es trotz der morgendlichen Frische schon ganz gut und wir lassen uns kurz nieder, bewundern die liebliche Lage von Witkowitz welches im Tale der Kleinen Iser reizend gelegen ist und die es begrenzenden Berge, der finstere Wolfskamm, der breite Heidelberger Kamm und der zwischen beiden auskeilende Koschelkamm.

Nach einem schmalen Waldstreifen, die Grenze des Baumwuchses markierend, folgt der fast kahle, nur mit schütter verstreuten Knieholzbüschen bestandene südliche Abhang des Krokonosch, Goldhöhe genannt und links von ihm die etwas höhere Kesselkoppe. Es ist ein bild vollkommener Waldeinsamkeit und Bergwildniss, dessen tiefer Eindruck uns noch lange erhalten bleiben wird. Am Wegesrand blühen Alpenlattich, Alpenhabichtskraut und Weiße Küchenschelle.

Nun kreuzen wir kurz die Masarykstraße eine ursprüngliche Waldstrasse die aus dem Tal/Schlucht der Kleinen Iser zur Goldhöhe (1410 m)führt und die ihr heutiges Aussehen vor dem 2. Weltkrieg (erbaut 1936) in Abhängigkeit vom Aufbau der Verteidigungseinrichtungen auf den Bergkämmen des Riesengebirges erhalten hat.

Uff - wir sind glücklich oben - Ah, welche neue Herrlichkeit,hier auf dem Rücken des Krokonosch, einem kahlen, aus Glemmerschiefer gebildeten Bergrücken, welcher bei Spindelmühle mit dem Schüsselberg (auch Bärhübel) seinen Abschluß findet. Die weite, weite Hochebene, eine einzige Wiese, umwallt von den letzten Gipfeln der Bergwelt.

In der Gesamtheit war das Ganze ein erhabenes Bild. Ein Blick in die darunter befindlichen Kesselgruben und auch ein Abstieg in die selbigen - allerdings mit Vorsicht - war dem Wandersmann zu empfehlen.

Das gesamte Gebirgsglied zwischen dem Bärhübel( Schüsselberg ) und den Harrachsteinen soll seinen Namen nach den Korkonten oder Korkontern (griechisch Korkontoi, lateinisch Corconti), einem keltischen Volksstamme, erhalten haben, welcher im 2. Jahrhunderte n. Chr. im Riesengebirge und um dasselbe gewohnt hat.

Die Tschechen benennen diesen Kamm "Krkonosch" und danach das ganze Riesengebirge "Krkonoše." Es ist der Versuch gemacht worden, diesen Namen ins Deutsche zu übersetzen, welcher Bemühung die unmaßgebliche Bezeichnung "Halsträger" ihre Entstehung verdankt.

Bevor wir zu dem aussichtsreichen Harrachstein gelangen kommen wir an die Stelle der ehemaligen Habichtsbauden (Jestrabi boudy) die bis 1945 als deutsche Polarstation dienten.

Die natürlichen Gegebenheiten der Gebirgskämme vom Riesengebirge sind ähnlich den in Nordeuropa und somit war die "Polarstation" auf der Goldhöhe in den damaligen Forscherkreisen sehr berühmt gewesen. Schliesslich verwandelten die Kriegsereignisse die Station in ein Ausbildungszentrum der Spezialeinheit der Wehrmacht für einen Einsatz in Nordeuropa.

1987 wurden die zwei übriggebliebenen Bauden niedergerissen(zwei sind früher niedergebrannt)

Weiter aufwärts gelangen wir zum Grabmal von Hanc und Vrbata. Irgendwie ähnelt es dem ehemaligen Kaiserdenkmal auf dem Hohen Rad dessen Reste man von hier aus mit einem guten Fernglas betrachten kann.

Neben dem Grabmal ist ein Aussichtspunkt mit Aussichten auf den Grenzkamm, die Sieben Gründe und auf das östliche Riesengebirge mit der Schneekoppe und dem Brunnberg sowie dem Hochwiesenberg. Von hier aus bietet sich nun ein ausschweifender phantastischer Panoramablick hinüber zur Elbquelle, über den Elbgrund und den gesamten Gebirgskamm.

Im 0sten öffnet sich der wilde Teufelsgrund in seiner gesamten Länge, und da, wo er mit dem Elbegrund zusammenfließt ragt ein riesenhafter Kegel, die Westwand des Ziegenrückens.Dieser selbst zieht als schmale scharfe Kante ostwärts. Nördlich von ihm streicht der Riesenkamm dessen Erhebungen man bis zur Schneekoppe genau verfolgen kann. empor.

Wir setzen nun unseren Weg Richtung Kesselkoppe fort,der Wind frischt etwas auf und kühlt wohltuend. Während sich plötzlich zu Füßen des Beschauers der 400 m tiefe Kesselgrund schwindelig - jäh hinabsenkt, erhebt sich gegenüber die Kesselkoppe ( einst Rochlitzer Schneeberg 1434 m ) die man vor einigen Jahren noch besteigen konnte.

Sie bot eine noch prächtigere Aussicht die sich jener von der Schneekoppe fast als ebenbürtig zur Seite stellen ließ und die man ohne Übertreibung als höchst überaschend und wundervoll bezeichnen darf.

Hier an der Kante der Kesselgrube stehen einfällige Granitblöcke von denen einer, der an die 4 m Höhe misst, die Bezeichnung Harrachstein oder Kesselstein trägt. Er ist den zahlreichen "Steinen" des Kammes zwar ähnlich, jedoch zeichnet ihn die schöne paralleleliptische Absonderung besonders aus. In seiner Nähe liegen noch kleinere Blöcke.

Die Kesselgruben sind ein Gegenstück zu den Schneegruben, größer und tiefer als diese, aber weniger ausgezeichnet durch eine eigenartige Romantik. Unser Blick schweift nun an die Wände die von abschüssigen glatten Granit und Glimmerschieferfelsen teils schroffen begrasten und mit Strauchwerk bekleideten Abhängen gebildet werden. Der Grund ist mit Felsblöcken übersät um welche niedriges Gestrüpp steht und ein üppiger Pflanzenwuchs an dem die Farne nicht geringen Anteil haben wuchert.

Nach einer Ruhepause folgen wir der roten Markierung und wandern sacht am Abhang der Kesselkoppe (Kotel) entlang zum Rastplatz-Sattel "Pod Kotlem" hinab.

Der Weg leitet nun zuerst etwas leicht ansteigend dann eben am Kesselkoppenhang zum vorgeschichtlichen und mit einem Geheimnis umwobenen mysteriösen Steinkreis - dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt- ist dem Rübezahls Rosengarten. Viele Sagen spinnen sich um dessen Entstehung.

Von hier bietet sich uns eine außergewöhnlich harmonische Aussicht auf den Hochkamm mit mit dem Reifträger, Veilchenstein und Hohem Rad sowie in den stillen, nadeldunklen Mummelgrund hinab.

Zuerst eben, dann etwas abschüssig, gelangen wir zum Sattel unterhalb der Kesselkoppe der sich zwischen dem Kahlen Berg (Lysa hora) und der Kesselkoppe befindet und schauen nun auf das westliche Riesengebirge.Wir werden eines unvergessenen schönen Bildes ansichtig:

Weithin dringt der Blick ins böhmische ebene Land hinaus, das mit seinen Wiesen und Feldern und Dörfern malerisch im Sonnenlicht erstrahlt. Fern am Horizont erhebt sich die stolze Pyramide des Jeschken. Man erkennt sogar beim genauen Hinschauen die Ruinen der Burg Trosky welche sich aus dem Böhmischen Paradies erheben.

Wir haben uns satt getrunken an dem großartigen Aussichtsbilde und schreiten jetzt talwärts zur "Sahlenbacher Hofbaude" (1140 m ).

Hier kehren wir kurz ein und erlaben uns einem frisch gezapften Pilsener. Neben der herrlichen Aussicht ins Rochlitzer Tal und hinüber zum Wachfelsen bewundern wir auch das interessant erhalten gebliebene Holzinterieur.

Bevor wir auf den Franz-Josef Weg (Rübezahlweg) treffen, der uns nun zurück zu den Oberschüsselbauden leitet, müssen wir zuerst ca. 300 m den Pfad benutzen, den wir gekommen sind.

Diesem schattigen aussichtsreichen Waldweg folgend,begleitet von Vogelkonzerten, selbst der Kuckuck will nicht fehlen, steigen wir auf den Vogelberg (1230 m)hinauf und an der Scheide zwischen Fichtenwald und Knieholz senkt sich der Franz Josefsweg durch zahlreiche Windungen zuerst in die kleinere der beiden Kesselgruben wobei sich der Ausblick bis zu den Oberen Schüsselbauden immer reizender gestaltet.

Auf dem Franz Josef Wege, der sonst von lärmenden, zwischen Spindelmühle und Harrachsdorf verkehrenden Scharen belebt wird, stört uns heute keine Menschenseele. Nur zwei drei Blaubeersammler ziehen durch den Wald.

Der scheidende Sommer hat der Natur eigenen Festschmuck als Abschiedsgruß angelegt. Tiefblau und üppigblühend lugen die Enzianglocken aus dem Gebüsch hervor. Grellrot leuchten die Ebereschenbeeren aus dem Grün.

Heilige Ruhe ist über der ganzen Landschaft ausgebreitet, der Blick schweift ungehindert weit in die Ferne; wir bannen denselben aber lieber auf das Naheliegende, auf den schroffen Abhang des Kessels.

Beide Kesselgruben, die größere ist durch eine scharfen Felsgrat von der kleineren getrennt, ähneln in mancher Weise den Schneegruben am Hohen Rade. Insbesondere sind sie wie jene in botanischer Hinsicht bemerkenswert. Freilich fehlt ihnen die großartige Szenerie der Felsenpyramiden, Zinken, Nadeln welche jene so schaurig schön macht.

In Urzeiten waren die Kesselgruben das Lager eines mächtigen Gletschers. Heute begrüßen uns hier in zahlloser Anzahl botanische Pflanzen wie Lilium Martagon, Türkenbund-Lilie,Veratum Lobelianum und Anemonen

Am westlichen Rand der Kleinen Kesselgrube (Mala Kotelni jama)gehen wir durch die Bukova stran,die einzige Stelle im Riesengebirge wo der Buchenwald die obere Waldgrenze bildet zusammen mit Fichten und Ebereschen.Die Harrachplatten und Harrachsteine überragen die Umgebung und erreichen die Große Kesselgrube (Velka Kotelni Jama).

Der nahende Herbst hat da und dort ein Blatt braun und hier eines blutigrot gefärbt, daneben wieder etwas gebleicht, dazu die Steine in dem verschiedenen Grau, das hundertfache Grün, das dunkle Moos, die hellen Flechten und über den scharfzackigen Felsenrändern der tiefblaue Himmel, wie ihn sonst nur der Süden kennen mag in wunderbarer Reine ausgebreitet, es ist ein Anblick, wie er nur in Jahren einmal dem empfänglichen Auge des Naturfreundes geboten wird - ein Tag des Herrn !

Die Stellung der Sonne erhellt die ganze Talfläche und nun ist jeder Strauch, jeder Stein mit seinen herrlichen Flechten und Moosüberzügen, jeder Halm und jedes Blättchen so deutlich zu sehen; nichts bewegt sich, es ist als sei die herrlichste Gegend von Meisterhand auf Leinwand gebannt und doch wieder weit großartiger, denn das ist ja kein Traum, das ist ja alles Wirklichkeit !

Du lieber, guter Gott, du bist doch der größte Künstler, der größte Maler, denn diese wundervolle Farbengebung und diese Zusammenstellung der verschiedensten Farbentöne in schimmernden Lichte - wer könnte sich eines Gleichen rühmen !

Weiter auf dem Serpentinenpfad an Ebereschen, Knieholzbe- ständen und Karpatenbirken vorbei im Lawinengebiet abwärts. Wegen Lawinen wird dieser Weg oft im Winter gesperrt.

Wir überschreiten eine "Brücke" (in den Bach gelegte Steine) über den steinigen Kesselbach (Kerksch), ein unscheinbarer dahinplätschernder Bach der jedoch in der Schneeschmelze sicher zu einem reißenden Fluss anwachsen kann und gehen durch einen Waldzipfel der die Kleine und Große Kesselgrube trennt.

Über schattige Waldwege stoßen wir auf den blau markierten "Rübezahlweg" der von den Nieder Schüsselbauden hier anschließt.


Hier oberhalb der Kesselwiese (Kotelska louka) stand auf einer abschüssigen Waldwiese in tiefer Bergeinsamkeit zu Anfang des 19. Jahrhunderts einst die bedeutendste Gebirgsbaude des Riesengebirges, die einsame Kesselhofbaude
Auf etwa gleichbleibender Höhe durch einen Buchen- und Fichtenhochwald überschreiten wir den Kesselgraben und folgen weiter dem "Rübezahlweg" der nun zu einem bequemem Wander- und Asphaltweg übergeht und erreichen wieder die Masaryk-Gebirgsstrasse. Nach talwärts 500 m gewähren wir den Anblick der freundlichen, auf einer smaragdgrünen Wiese gelegenen Schüsselbauden und stehen wir wieder an unserem Ausgangspunkt, der Baude bei der Ulme (Jilemnicka Baude),an der Bushaltestelle.

Ein anstrengender, aber wunderschöner Wandertag im Reiche Rübezahls war zu Ende.