Gerhart Hauptmann sagte einst: „Wenn ich hier hoch oben geh’ unter den Sternen, längst unter Wolken ruh’n Täler und Fernen. Und rings nur Felsen steh’n und starke Lüfte weh’n. Wenn ich in Höhen geh’, wird mir so frei.“

Eine Gebirgswanderung durch dieses Gebirge welches auf einer weiten Strecke auch die Wasserscheide zwischen Oder und Elbe bildet kann auf Grund der meist gut ausgeschilderten Wanderwegen in einem Marsch von West nach Ost auf der oberen Kammlinie oder in Teilstrecken mit angenehmen Aufenthalten in den Tälern auch für den normal ausgestatteten Wandertouristen gut zuschaffen sein.

Entlang der unzähligen Bachufern der rauschenden Gebirgsbäche, wie Mummel, Iser und wie sei alle heißen wird man überwältigt von einer Prozession von Blumen, dem wunderbaren Mischwald mit seinen Eichen, Buchen und gewaltigen dunklen Tannen, der nun wieder, nach jahrzentelangen Sterbens durch furchtbare Umweltsünden wieder neu zum Leben erwacht. Aufforstungen und Pflege wohin man sieht.

Im Frühling , der allerdings wegen der Höhenlage erst Ende Mai einsetzt, rauscht und tobt das Schmelzwasser zu Tale und man hat seine helle Freude und ist gerührt von den sprudelnden Quellen die aus dem Innenreich des Berges als Rinnsal sprudeln um dann als rauschender Wasserfall am steinigen Hang in die Tiefe zu stürzen.

Ich, der auf den Höhen dieser Bergwelt gewandert bin bei Sonne, Wind, Regen und Nebel und dies jedes Jahr auf's Neue wiederhole, denn jedes Mal findet sich eine neue Überraschung und Herausforderung, kann das Fragen nicht lassen. Es ist wie ein beseeligendes Ringen nach Erkenntnissen, nach Offenbarungen und ein Grübeln über die Urkräfte der Dinge die hier eingelagert sind.

Allen Ernstes hatte meine alte Großmutter mich vor Antritt einer damaligen Wanderfahrt zur Seite genommen und mir ans Herz gelegt, unter keinen Umständen im Gebirge Rübezahls Namen zu rufen.
Denn man könne nicht wissen, wie er das auffassen und was daraus werden könne. Ich hab's doch getan und ganz kräftig - offen gestanden nicht ganz ohne Bangen. Vielleicht hat's geholfen, denn der Geist der Berge ist allmächtig.

In alten Reisebeschreibungen liest man immer wieder von Wanderern die hingerissen und entzückt waren von dem unbeschreibbaren Bergpanorama welches sich nicht nur zum Beispiel vom Schwarzenberg bei Johannisbad - dem früheren böhmischen Gastein - einzigartig bietet, sondern auch vom Heidelberg mit seinem steinernen Aussichtsturm und vielen weiteren Standpunkten.

Wer die Mühe nicht scheut zum Beispiel an einem schönen Frühsommertage aus den warmen Niederungen auf den höchsten Kamm hinaufzusteigen, der wird sich nicht nur durch die prächtigen, abwechselnden Bilder die sich ihm bieten, reich belohnt finden, sondern der kann auch einen Klimawechsel kennenlernen, als hätte er im Fluge mal rasch zur Arktis aufgebrochen.
Denn das Gebirge bietet an einzelnen Stellen selbst im Hochsommer noch Altschnee.

Zum anderen möchte ich dem geneigten Besucher und all denen die das Riesen- und Isergebirge kennenlernen wollen einen Rat geben. Einen sehr guten und weisen Rat. Der gute Rat ist meist daran zu erkennen das er nicht befolgt wird : Denken Sie bei Ihren Unternehmungen und Wanderungen stehts an Rübezahl, dem Berggeist und Herr des Riesengebirges, Hüter der Bergschätze der auch als Wettermacher gilt und das Wetter so beeinflussen kann das es einem mitunter heftig zusetzen kann. Denn häufig mixt Rübezahl einen undurchsichtigen Cocktail aus Wolken und Nebel. Dazu nervt der Berggeist noch mit heftigem Wind.

Jede Jahreszeit hat ihre Reize für den Wanderer der sich Zeit nimmt und offenen Auges durch die Natur geht. Vor allem aber der Herbst wird mit einer wahren Explossion an Farben in der Natur eingeläutet, denn das Abwerfen der bunten Blätter schützt nicht nur die Pflanzen vor Schäden durch Frost sondern verleiht jeder Wanderung ein unbeschreibliches Glücksgefühl.

Wanderlied

Es geht nichts übers Wandern
durch Gottes schöne Welt,
wenn einer sich dem andern
in Treuen zugesellt.
Schön ist's, vereint zu lauschen
dem Sang in Rohr und Ried,
im Wald der Bäume Rauschen,
der Vögel frohem Lied.
      Wie geht's der blauen Weite
dich da so fröhlich zu,
wie wird in Wald und Heide
uns wonnig Rast und Ruh'!
Wenn zwei so sorglos wandern
Und gehen ins Blau hinein,
wird einer wohl dem andern
stets unvergessen sein.
        
J.Weißkirch

Ein schwermütig Gefühl entsagender Kraft überkommt den Wanderer, wenn er dort oben in die Runde blickt Ernsthaft steht Waldwoge hinter Waldwoge. Ein Dehnen und Schwellen dichtgedrängter Wipfel geht bis an den Horizont, den die zackige Spitzenlinie ins Blau des Himmels hineinreißt. Es liegt etwas unsagbar eindringliches in diesem herben Gebirgsbilde, das man sein Leben lang in der Seele behält wenn man es einmal empfunden

Und wie wandelbar ist das Bild. Von den feinen Sonnengoldschleiern, die über die Wälder fliegen, bis zu dem Blauduft und dessen Abstufungen auf hintereinander liegenden Kämmen, den Dünsten der Nebel und jenen zitternden Schleiern des Herbstes, die wie der Glanz von Opalen über den Bergen liegen: welcher Reichtum an Tönungen

All zu oft wird aber diese Pracht durch den Nebel, diesem tückische Gesellen, der gleich einem Strauchdiebe stets in den Mooren der Hochwiesen oder im feuchten Waldtal lauert, jeden Augenblick hervorzubrechen bereit, zugedeckt .

Aber selbst dies Schauspiel ist in seiner Art grossartig! Der Blick ist auf die nächste Umgebung beschränkt.Die gigantischen Felsgebilde, durch die Verwischung ihrer Umrisse ins Gespensterhafte verzerrt, von den in mannigfaltigen Formen sich heran wälzenden Nebelfetzen umflattert, gewähren einen höchst unheimlichen Anblick.

Die einst von den Herrschaftsbesitzern und zwei Riesengebirgs- vereinen angelegten Wege sind zu einem großen Teil wieder in einen passablen Zustand und werden auch weiter ausgebaut so daß man Strecken um die 15 km bequem und dieses Pensum auch an mehreren Tagen hintereinander bewältigen kann.

Zudem erleichern zahlreiche Lifte zu einem großen Teil lästige schwere Aufstiegsstunden auf die Gipfel und lassen manche Wandertour dann nicht so schwierig angehen.

Gegenwärtig wird an einer neuen Seilschwebekabinenbahn zur Schneekoppe gebaut.Sie wird den 2-sitzigen Personenlift, der seit 1946 treue Dienste und schwindeleregende Momente hervorrief, nun ablösen.

Was jeder aber wissen sollte der hierher reist, die Höhen des Riesengebirges sind den größeren Teil des Jahres hindurch in Wolken gehüllt. Daher sollte jeder Sonnentag mit guter Fernsicht ausgiebig genutzt werden,was vor allem für den Besuch der Schneekoppe gilt.

Grund sind die herrschenden Westwinde die vom nordwestlich anstoßenden Isergebirge den Hauptwolkenherd gegen den Riesenkamm treiben und ihn vereinigt mit den Dunstmassen seiner Gründe in einen dichten Schleier einhüllen.
Eine einzelne,oft sehr unbedeutende Wolke kann durch unsichtbare Zuflüsse zu einem weiten Dunstmeere anwachsen, das bald das ganze Gebirge überzogen hat.

Was zunächst wie ein anziehendes Schauspiel, der Übergang vom heiteren zum bedeckten Himmel wirkt kann phänomenale Auswirkungen haben. Denn unter den Augen des Wanderers verlieren diese Dünste ihre Spannkraft, sie ändern ihre weißliche Farbe in eine dunklere.Senken sich dann immer tiefer an den Abhängen hinab und ergießen dann ihren Wasservorrat über das ganze Land.Wer dann nicht über eine sichere Wetterkleidung verfügt gnade Gott.

Von anfänglich kleineren Tagestouren ca. 9 km sollte man am dritten Tage erst mit den größeren Touren von ca. 17-22 km beginnen.

Bergauf steige man immer nur Schritt für Schritt, sollte ruhig auch mal eine Rast einlegen und den Moment stehts zu einem lohnenden Rücklicke nutzen.

Denn es gibt eine vortreffliche Goldene Wanderregel:

Bergauf sachte   
bergab achte
geradeaus trachte

Beim Niedersetzen auf den kalten Waldboden stehts etwas unterlegen und man bedecke Hals und Brust die etwa erhitzt und entblößt worden sind. Denn während des Wanderns ist das entblößen ungefährliich.
Auf kalten Winden ausgesetzten Stellen oder in den nasskalten Nebeln in die man häufig hineingerät, sei man vorsichtig gegen Erkältung und schütze den etwa erhitzen Hals sowie die Brust sorgfältig.

Vor dem Betreten von Schneeflächen die noch im Juni anzutreffen sind muß gewarnt werden, da diese nicht selten hohl sein können.

Unterwegs läßt sich mancher Durstige verleiten von den eiskalten Gebirgswasser,das überall reichlich rieselt zu trinken was in vielen Fällen höchst nachteilige Folgen hat. Man beugt solchen vor wenn man in kleinen Zügen trinkt, das Wasser im Mund etwas erwärmt und gleich weiter schreitet.

Zum Schluß darf naturlich der Humor der ein regelmässiger Begleiter des Kammwanderers sein sollte nicht zu kurz kommen.

Es wird höflichst gebeten,
Die Berge nicht breitzutreten;
Auch lasse man die Hunde nicht laufen,
Damit sie die Elbe nicht aussaufen!
Und so unverschämt wird wohl keiner sein,
Dass er sich stäk' die "Mädelsteine" ein!
   
Historische Bilder