Die allgemeine Sage bewährt, dass die Benennung Riesengebirge daher rühre, weil dieses Gebirge vormals von Riesen bewohnet worden seien soll. Ein schlesischer Autor führt aber dieser Benennung wegen ganz andere Bewegungsgründe an und meint das die Benennung: Riesengebirge nicht daher ihren Ursprung habe, sondern, daß so, wie ein übermäßig großer Mann unter einem Haufen kleinerer Menschen hervorragt, eben so auch dieses Gebirge wegen seiner übermäßigen Höhe hervorragt, und über die es umgebenden Berge, sowohl hier in Böhmen, als in Schlesien gesehen werden könne. Felsen, Wolken, plötzlich fallende und aufsteigende Nebel und aus den Schluchten der Berge plötzlich heraufbrausende, heulende, pfeifende und tobende Stürme, die manch einem Wanderer gehörig zu schaffen machen können,sind die Herren des Riesengebirges.

Diese Kräfte müssen Veranlassung gewesen sein den Glauben an eine mythische Figur Namens Rübezahl von Generation zu Generation weiterzutragen. Und Ihm den Berg- und Wettergeist ehrfürchtig und spöttisch zugleich Referenz zu erweisen.

Denn die Magie der Natur mit ihren schroffen Felsbrocken, unheimlichen Hochnebeln, düsteren Wäldern und bizarren Baumwipfeln, den klaren Bergbächen und Seen lassen die Version eines Rübezahl so wieder lebendig werden.

Dort ist die Erinnerung an Rübezahl, den geheimnisumwitterten Geist der Berge, bis zum heutigen Tage besonders stark.
Es gibt Menschen, die Stein und Bein schwören, dass es ihn gibt und dass sie ihn gesehen haben und könnten von seinen Launen und Tücken und Schelmereien ein Stück zu erzählen haben !

Und an nebligen Tagen glaubt man wirklich, der ehrwürdige deutsche Geist des Riesengebirges, der alte, urwüchsige Rübezahl , könnte im nächsten Augenblick zwischen den Bäumen aus dem Boden wachsen.
Auf seinen knorrigen Wurzelstock gestützt mit sturmzerzaustem Bart , ruft er dann zu Beginn des neuen Wanderjahres aus seinen Gefilden: "Kommt ins herrliche Riesengebirge ! Es grüßet euch viel tausendmal Der Herr der Berge Rübezahlallen

Rübezahl - die Berge selbst haben seine Sagengestalt aus ihrer Verwunschenheit heraus, aus ihrer Eigenart und dem Spukhaften des Wechsels von Licht und Schatten, Sonne und Nebel geboren, und wer heute auf die Höhen des Riesengebirges heraufsteigt, dem tritt jenes Spukhafte in manchen Augenblicken jetzt noch entgegen.

Irgendwie lebt auf eine Weise der alte Berggeist noch, schüttet die Regen- und Hagelschauer aus seinem grauen Wolkensack, den er in Zorn oder Übermut prall mit Unwetter gefüllt auf die felsigen Kammhöhen aufschlägt, dass der Sturm nur so um die Grate pfeift und die Schauer ungehemmt aus dem durch das Aufschlagen zerfetzten Wolkensack niederprasseln.

Dann aber kommt ihn doch wohl wieder die gute Laune an. Er ist von jeher ein Freund der Menschen gewesen, wenn sie seinen Zorn nicht hervorriefen. Die Bergwelt ist ja sein Stolz, und sie in ihrer leuchtendsten und klarsten Schönheit allen Schauenden und Wandernden zu zeigen und zu eigen zu geben, ist seine größte Freude.

Wir, die wir ihm nahe sind, kennen das gutmütige, väterliche Herz unter dem härenen Kittel, und uns schreckt weder sein sturmzerzauster Bart noch sein Poltern in den Lawinen an der Seifenlehne oder in den Teichwänden.

Waren es doch die Beobachtungen der hier einst lebenden Gebirgsbewohner die er aus der Freude an der Natur machte und Erscheinungen wahrnahm die seine Phantasie beflügelten.
Denn eine lebhafte Phantasie und die Gabe scharf zu beobachten haben bereits schon Reisende im vorigen Jahrhundert diesen Bewohnern zugebilligt.

Und aus der Tiefe seines eigenen Wesens heraus, aus seiner kräftigen Lebensfreude, seinem urwüchsigen Humor, seiner Sitteneinfalt und seinem lebhaften Gerechtigkeitsgefühle heraus, stattete er die Spukgestalt Rübezahls dessen Name Mitte des 16. Jahrhunderts auftaucht und wohl von den slawischen Stammworten Rune (Zauber) und Zabel (Teufel) abzuleiten sein dürfte mit immer neuen und neuen Zügen aus.

Ein Gedicht von 1565 erwähnt ihn als Gebirgsgespenst. 1662 stellt das Buch "Daemonologia Ribunzalii Silesii" von Prätorius den Lesern Rübezahl als Kobold, Erdgeist und Herrn über unterirdische Schätze vor Augen. 1783 gibt Musäus seine "Legenden vom Rübezahl" heraus. Um 1915 hat Carl Hauptmann ein bekanntes Rübezahlbuch verfaßt.

Eine zweifelsfreie Deutung des Namens ist nicht möglich. Vermutlich handelt es sich um eine Zusammensetzung aus der althochdeutschen Nebenform "zal" von "zagel" (=Schwanz) und Rübe. Die Bedeutung wäre dann also "Rübenschwanz". In Frage käme auch eine Ableitung vom althochdeutschen ruwi (=rauh). Dann handelte es sich um einen "rauhen Schwanz".

Viele fremde Leute kamen ins Riesengebirge, besonders Venetier, um Gold oder wertvolle Metalle zu suchen. Wenn sie die Schätze nicht auf natürliche Weise erlangen konnten, suchten sie sie durch Zauberkünste und Teufelsbeschwörungen vom Berggeist zu erzwingen. Aber sie mußten seinen Zorn in schrecklicher Weise spüren: unter gewaltigem Donnern und Blitzen wandte er sich gegen sie, und oft konnten sie nur mit Müh, und Not unter großem Schrecken ihr Leben retten.
Erst viel später wurden Orte erschaffen, an denen wir heute vorbeiwandern oder die wir aus der Ferne betrachten können (Rübezahls Schatzkammer, seine Kanzel, seine Kegelbahn, seinen Rosengarten), an denen dieser mächtige und schalkhafte Berggeist Rübezahl bald hier, bald dort gelebt haben soll.


Namentlich in der Nähe der Schneekoppe der Rübezahl Garten, in dem wertvolle Heilkräuter wachsen. Rübezahl wacht sorgfältig über sie und hat schon manchem Wurzelsammler oder gelehrten Botaniker übel mitgespielt, der in seinen Bereich eingedrungen ist, um kostbare Kräuter oder Wurzeln zu holen.

Rübezahl aber zeigt sich auch als gutartiges Wesen wie folgende überlieferte Erzählung schildert:
Ein Bauer war einst in große Geldnot geraten. In seiner Bedrängnis wagte er es, sich an Rübezahl zu wenden. Er wanderte ins Gebirge, um den Berggeist aufzusuchen. Dieser erschien dem Bauern und fragte ihn was sein Anliegen sei. Darauf antwortete der Bauer: "Ich möchte den Beherrscher des Riesengebirges untertänigst bitten, ob er mir nicht etwas Geld vorstrecken wollte."

"Gern", erwiderte der Berggeist, "wieviel brauchst du denn eigentlich?" Darauf der Bauer: "Großmächtiger Herr, könntet Ihr mir hundert Taler borgen? Ich will sie Euch als ein redlicher Mann übers Jahr hier wieder zustellen." Hierauf entfernte sich Rübezahl und kam nach einem Weilchen wieder zurück. Er brachte einen Beutel mit vielem Geld, das er dem Bauern lieh.Nach einem Jahr erschien der Bauer von neuem im Gebirge, am gleichen Ort wie im Vorjahr. Dort traf er einen Mann, der ganz anders aussah als jener, der ihm das Geld geliehen hatte. Daher stutzte der Bauer und war nicht sicher, ob es Rübezahl sei. Auf die Frage des Mannes: "Wo willst du denn hin, Bauer?" antwortete er daher "Ich wollte zum mächtigen Herrn des Riesengebirges und ihm, wie ausgemacht, die Taler zurückbringen, die ich im Vorjahr von ihm geliehen bekam." Darauf erwiderte der verkleidete Geist: "Mein lieber Bauer, der Rübezahl ist schon lange tot; geh mit deinem Geld wieder nach Hause und behalte es." Wer war da fröhlicher als unser Bauer!


Gerne trieb Rübezahl mit den Leuten seinen Schabernack. Oft, wenn jemand sich im Walde nicht gut auskannte, begleitete er, als Mönch verkleidet, den Wanderer ein Stück Weges. Im Gespräch bemerkte er dann, der andere könne sich auf ihn verlassen, denn er kenne sich hier im Wald gut aus. Wenn er den Fremden dann auf einen Seitenpfad geführt hatte, von dem aus man sich schlecht zurecht finden konnte, verschwand er plötzlich über die Äste der Bäume und lachte spöttisch. Das klang dann wie das Krächzen eines Raubvogels, der im einsamen Wald plötzlich in die Höhe fliegt, wenn unverhofft ein Wanderer in seine Nähe kommt.

Öfters hat Rübezahl arme Leute reich und glücklich gemacht. Einer armen Kräutersammlerin, die sich verirrt hatte, half er auf den richtigen Weg, nahm aber die Kräuter, die sie im Korbe hatte, heraus und legte ihr Baumblätter hinein. Doch die Frau fand später wieder die gleichen Kräuter und warf die Baumblätter weg. Einige davon aber waren am Korb hängen geblieben. Als sie dann nach Hause kam, waren alle diese Blätter aus feinem Gold. Gleich ging die Frau in den Wald zurück, um die weggeworfenen zu suchen, fand sie aber nicht mehr. Doch schon die wenigen, die ihr verblieben waren, machten sie reich.