In lang vergangenen Zeiten war das Gebiet der Adersbacher und Wekelsdorfer Felsen ein riesiger Urwald. Der ganze Komplex der Grenzgebirge einschließlich der Riesengebirge und Adlergebirge wurde seit der Römerzeit Hercynsky-Wald genannt, durch den ein alter Wanderweg bis zur Ostseeküste führte.

Die Adersbacher Felsen die schon von weitem sichtbar sind und die freier liegen als die Wekelsdorfer gehören zu dem Quadersandsteinzug der Sächsischen Schweiz, der hier wieder zutage tritt.

Die ursprünglich zusammenhängende breite Felsenmasse ist vom Wasser im Laufe der Zeit wohl an 150 m tief ausgespült. Das gesamte Felsengebiet ist ca. 24 km2 groß. Aber nur ein kleiner Teil ist für die Führungen mit Wegen, und Treppen begehbar gemacht, sicher auch zum Schutz dieses einmaligen Ensembles.

Die stehengebliebenen einzelnen Felsen und Felsgruppen haben oft eine wunderliche Gestalt angenommen und sind von Gängen und Spalten durchzogen. In Kriegszeiten boten sie den Bewohnern der Umgebung wiederholt sichere Zufluchtsstätten. Zum Besuche der Felsenstadt mit seinen Hauptattraktionen wie der vor der Felsenstadt liegende Badeteich, die Kahnfahrt und der Wasserfall bedarf es eines Eintrittsgeldes und man kann sich einer Führung anschließen.

Viele der Felsen haben einen Namen, aber es ist nicht immer so einfach aus der Bezeichnung den richtigen Felsen zu erkennen, da gehört schon eine gewisse Portion Phantasie dazu.

Der Besuch der Adersbacher Felsenwelt wird am besten vom "Hotel zur Felsenstadt", ehemals "Gasthaus zur Felsenstadt" aus angetreten.
Vom Gasthaus geht der Weg durch eine Lindenallee an kleineren vereinzelten Felsgruppen vorbei, die bereits verschiedene Benennungen führen: der S t e i n  d e r  Z w e r g e, einer Felsmasse mit vielen Spalten und Rissen, der S p a n i s c h e n   W a n d, einem riesigen flachen Steine, an dessen Fuße ein Steinsitz eingehauen ist sowie dem B r e s l a u e r   D o m.

Von der S p a n i s c h e n   W a n d schlängelt sich der Weg weiter durch die Allee über sandigen Grund durch die "Tore" in die eigendliche Felsenstadt. Immer höher und dichter erscheinen die Felsgebilde,welche zahllos nebeneinander aus der Erde hervorgeschossen scheinen.

Von Gestalt sind sie meist walzenförimig doch so unregelmäßig und mannigfaltig pittoresk dass man schwerlich ein paar gleiche auch nur selten sehr ähnliche Gestalten finden dürfte.

An manchen Stellen stehen die Steinsäulen so gedrängt aneinander dass man umsonst versuchen würde sich dazwischen zu drängen.An anderen Stellen dagegen trifft man auf breite schluchtenbildene Gänge.

Der erste durch seine Gestalt deutsame Stein dem wir hier begegnen ist der,auch als Krug bezeichnete H e n k e l von etwa 40 m Erhöhung der oben abgerundet und in der größten Höhe an seiner rechten Seite durchbrochen einen förmlichen ob schon etwas unregelmäßigen Henkel bildet.

Ihm zur Seite erheben sich höhere Obelisken wenn gleich nicht von so charakterischer Gestalt und begleiten uns in abwechselnden Formen bis zum Grossvaterstuhl auch als Rü b e z a h l s  L e h n s t u h l  bekannt. Und in der Tat erinnert dessen Gestaltung ganz und vollständig an die stattlichen Sitzmöbel unserer Vorfahren.

Hinter der kleinen Brücke über den Bach, der eigentlich der Fluss Metau ist, steht an dessen Spitze ein merkwürdiges Felsengebilde welches kaum von allen Adersbachern Felsen so oft und vielfach besprochen unsd abgebildet worden ist - der Z u c k e r h u t der nicht sowohl seiner Höhe von etwa 15 m als der Sonderbarkeit seiner Gestalt wegen auch zu den wichtigsten Gebilden des Steinwaldes gezählt werden muss.

Er ist an seiner höchsten Höhe ungefähr 9 m und am untersten Ende ca 2 m breit und taucht einzeln stehend senkrecht aus einem kleinen Wasserbecken empor.

Er gleicht einem umgestürtzen Kegel beziehungsweise einer verkehrten Keule nachdem wohl Nässe und Verwitterung manches an seiner Gestalt verändert haben.
Manchem Betrachter erscheint es ale ob er sich mal auf diese mal auf jene Seite neigt und daher beim Vorbeigehen das Gefühl eines Einsturzes hervorbringt Aber es werden wohl noch etliche Generationen an ihm vorbeigehen ehe der malerische Koloss in sich zusammenstürzt

Die umgebende Wassermasse des Zuckerhutes die niemals zu und niemals abzunehmen scheint und an machen Stellen so tief ist dass man selbst mit einer langen Stange den Grund nicht zu erreichen vermag macht gleichsam den Mittelpunkt der Vorstadt aus. Und ihm gegenüber bildet die äußerste Ecke des Gesteines gegen den Wiesengrund:das Echo

Der mit tiefem grauem Sande bedeckte Weg leitet uns tiefer in die Felsen. Immer höhere und abenteuerlichere Gestalten erheben sich in zahlloser Mannigfaltigkeit in diesem labyrinthähnliche Steinwald.

Obelisken und Pyramiden ragen ähnlich ungeheuren Kirchtürmen zu den Wolken empor und wenn ihre Formen nicht alle so bestimmt und deutlich gezeichnet sind so ist dagegen die Gesamtwirkung ihrer Gruppierungen umso imposanter. Als hätten Giganten sie aufgestellt um Mutter Natur einen Tempel zu erbauen erheben sich Säulen vor unseren Blicken

Nun zeigt uns die aufgeregte Phantasie eine belagerte Festung mit ihren zerschossenen Mauern und Wällen.Schroff vor uns steil ragt der S c h o r n s t e i n in die Luft hinauf unter welchem in einer regelmäßigen geformten Felsennische eine Urne sich erhebt als bewahre sie die Asche eines längst entschlafenen Bewohners der Felsenstadt.

Auf hohen Pfeiler tront die zierlich geformte kleine V a s e und nachdem wir an der kollossalen K a n z e l vorüber gegangen sind erheben sich die ungehuren die grossen und die kleinen K e s s e l p a u k e n wie zu einem Feste übereinander gestellt. Und an der Felsenwand streben die natürlichen O r g e l p f e i f f e n empor

Die Massen werden immer drohender, die phantastischen Formen immer ähnlicher den Gebäuden und Monumenten einer verzauberten Stadt, als sich plötzlich das Tal erweitert und zur Rechten in furchtbarer Gestaltung das H o c h g e r i c h t mit seinen zwei spitzen in deren Mitte ein runder Steinklumpen das scheuerliche Abbild eines dem Henkerschwert gefallenen Hauptes darzubeiten scheint.

Unter dem Hochgericht erhebt sich in geringer Höhe wie ein Schatten aus ferner Vorwelt die emporgerichtete M u m i e, ein Felsstück welches genau die Gestalt jener vielfach umwundenen ägytischen Leichen hat die nach Jahrtausenden noch so vielfachen Stoff zu Betrachtungen und Untersuchungen darbieten. Vorzüglich reich an den sonderbarsten Steingebilden ist der amphitheatralisch gestaltete Platz zunächst der Pforte, die in das Innere Heiligtum des Steinwaldes führt die V o r s t a d t

Hier strebt der R i e s e n h a n d s c h u h an welchem man deutlich alle Finger wahrnimmt an steiler Felswand senkrecht empor während eine höhere Steinmasse uns die Z w i l l i n g e oder Windelkinder zeigt die in Kissen gewickelt die ähnlichen Köpfe hervorheben.

Wenn unser Blick sich rückwärts kehrt so erscheint auf riesenhaftem Obeliske das Haupt des B ü r g e r m e i s t e r s in deutlicher und ausdrucksvoller Zeichnung; wir erkennen Nase, Mund und Lippe wie die Locken der Allonperücke welche die hochgewölbte Stirn bedeckt. Bei allem hat es den Anschein als mustere ein Beamter von hoher Sandsteinspitze herab mit prüfenden Blick die Besucher seiner Stadt

Ein zweiter Pfeiler von kollosaler Höhe trägt die verschleierte N o n n e - derselbe Stein der von der entgegengesetzten Seite in veränderter Gestaltung mit dem Namen der M ö n c h aber schlechthin als dass H a u p t bezeichnet wird - und noch dicht an der Pforte, am Eingang in die eigentliche Felsenstadt, finden wir an der sogenannten Stadtmauer die halberhobenen Konturen des Walfischrachens gleich einem Überreste aus der Fauna der Urwelt

Hier wo sich nun eine schmale Pforte auftut und kalte feuchte Luft herausströmt und man gleichsam von dunkler wonniger Ahnung ergriffen eintritt türmen sich zwei himmelhohe Felsenmauern von rötlichen Gestein ganz senkrecht zu beiden Seiten empor. Eine von Ihnen wird die S c h ö n e   W a n d genannt.

Hier herrscht beständiges Halbdunkel und nur ein schmaler Streif des blauen Himmels den wir oberhalb unsere Köpfe erblicken, verbürgt uns dass wir noch oberhalb der Erde und nicht schon im Schoß ihrer Tiefe wandern

Zwischen beiden Felsenwänden zieht sich der Pfad dahin und diese Partie hat den Namen J e s u i t e n g a s s e
Zu unserer Rechten gleitet ein silberklarer kristallheller Bach in dessen Eiseskälte kein Fisch leben kann und wie Lethe (ein Gewässer aus der griechischen Unterwelt) über den weißen Sand und grüne Moospolster dahin und kein Steinchen auf dem Grunde hemmt seinen raschen Lauf

Am Ende der beiden Riesenwände erweitert sich der Raum und schreiten an der Martinswand vorbei zu einem unregelmässigen Platz dem kleinen Ring welcher in die sogenannte L a n g e G a s s e führt.

Beim Weitergehen erscheinen in manigfaltigen Wechsel teils imposant teils gespen- stisch abenteuerliche Gestalten. Ehrfurchtserregend strebt hier die Ä g y p t i s c h e
P y r a m i d e  empor, erhebt dort der  W a r t t u r m  sein altergraues Haupt.
Ein R i e s e n s t e i n p i l z  scheint aus dem Felsgrund hervorzuwachsen, während die Trümmer der A l t e n  F e l s e n b u r g in romantischer Gestaltung grauenhaft herniederschauen als wollten sie uns der dunklen Vorzeit mahmen.

Eine Brücke leitet uns auf einen freien Platz, auf dem der hohle R i e s e n z a h n, ein dem Zuckerhut ähnliches Gebilde, steht und Keck und trotzig aus dem Gestein emporragt. Von ihm berichtete einst ein Dichter : das Rübezahl, in Gestalt eines Riesen, sich denselben an der Spitze des Elisabeth - Turmes ausgebrochen habe.

Ferner erinnert eine Aufschrift daran das hier ein Wolkenbruch am 23. Juni 1844, alle in den Felsen hergestellten Wege, Brücken, Stege etc. vollständig vernichtet hat und sich Untiefen bildeten, die mit grossem Aufwande zugeschüttet und gangbar gemacht werden mussten. Heute wird am Riesenzahn die Wasserhöhe mit 3 m angegeben.

Ein furchtbarer Himmelsanstrebener Bogen der zwei der höchsten Steine miteinander zu einem ganzen vereinigt bildet die T e u f e l s b r ü c k e und eine einzelne hohe schlanke Tanne lehnt sich malerisch an eine der beiden Felssäulen. Wir gewahren auch den 90 m hohen E l i s a b e t h t u r m , die A p o t h e k e r f l a s c h e , den s c h l a f e n d e n   R ü b e z a h l und an der Rückseite des Elisabethturmes R ü b e z a h l' s  H o s e n.

Wenn man jetzt noch einen kleinen Hügel ersteigt sieht man auf hoher Felsenspitze eine kleine zierliche Statue gleichwie vom kunstreichen Meißel eines erfahrenen Bildhauers geschaffen, der Heilige J o h a n n v o n N e p o m u k Nicht minder pitoresk scheint die sonderlich gestatltete Landshuter Pforte und jenseits derselben schaut ein ehrwürdiger Dom mit seinen gotischen Turm auf uns herab

Unweit derselben liegt auf der Erde ein vom Blitze herabgeschleudertes riesiges Felsstück mit einer kaum noch leserlichen Inschrift: "Hier strafte Gottes Blitz und warnte."

Die Sage von diesem Steine lautet, dass sich im Jahre 1629 ein dänischer Hauptmann mit seiner Geliebten einer sittsamen Kaufmannstochter aus Schlesien vor den Verfolgungen des kaiserlichen Heeres in die Felsenstadt gerettet und daselbst in die aus rohen Baumstämmen erbaute Hütte eines Priesters gelangt war.
Doch bereits Tags darauf wurden die Flüchtenden von den Verfolgern aufgespürt und als man ihrer habhaft werden wollte erfüllte zum Entsetzen aller Anwesenden das ganze Labyrinth ein fürchterlicher Blitz und Donnerschlag. Daraufhin begrub das gewaltige Felsstück mit furchtbaren Geprassel stürzend in die Tiefe die drohenden Verfolger .

Hier am sogeannten G r o ß e n  R i n g oder dem M a r k t p l a t z der Felsenstadt sprudelt ein eiskaltes erfrischendes Trinkwasser, die S i l b e r q u e l l e, die ihren Namen in der Tat verdient.

Unter einem Schutzdach sind hier Tische und Bänke aufgestellt wo der Besucher und Wanderer Rast machen kann und sich an dem erfrischenden Wasser der Quelle erlaben. Zur Linken der Silberquelle nur wenige Schritte von derselben entfernt ergießt sich der K l e i n e  W a s s e r f a l l  mit leisen Rauschen und wie wir umherblicken zeigt sich unserem Auge auf hohen Felsensitze herabblickent M a r i a  m i t  d e m  J e s u k i n d e

Merkwürdig durch die Reinheit und Zierlichkeit ihrer Konturen welche wenn gleich nur zufälliges Spiel der Naturkraft doch den gewandten Meißel des Bildhauers zu veraten scheinen.

Nun führt uns ein ziemlich mühsamer Pfad durch eine schroffe Felsenspalte - die Wolfsschlucht genannt und wo die Kunst der wilden Natur nur gerade so viel nachgeholfen hat um selbige wegbar zu machen

Doch zu unserer grössten Überraschung stehen wir plötzlich an einem, von hohen Felsen eingeschlossenen, 316 m langen romantischen See der die Möglichkeit einer Bootsfahrt bietet. Kein Lufthauch kräuselt die spiegelglatte Oberfläche des kristallklaren Wassers.

Nach der Rückkehr auf den Kleinen Marktplatz führt der Besichtigungsweg entlang des P u l v e r t u r m s und oberhalb der Kressenschlucht zur Felsenburg weiter, wo es den schönsten Blick auf den L i e b h a b e r gibt, der höchsten und schönsten Statuengruppe der Natur im ganzen Gebiet.

Der Rückweg führt uns an der Z u c k e r f a b r i k mit dem schmalen S c h o r n s t e i n vorbei und nachdem man noch den  M ö n c h , das A l t e   W e i b, sowie den B ü r g e r m e i s t e r mit seiner Frau gesehen hat, steigen wir zu R ü b e z a h l s   K l a v i e r  herab.

Hier wurde schon im Jahre 1783 zum Vergnügen der Touristen das berühmte Siebenfache A d e r s b a c h e r   E c h o geboten indem das Waldhorn gespielt und das Mörserfeuer gemacht wurde.

Dieses Echo gehörte unter die deutlichsten und vollständigsten die der damalige Wanderer wohl kennengelernt hat; es wiederholte mehrere Silben und den lauten Ton oder Schall siebenmal von der Felsenwand des Kreuzberges ganz vernehmlich wider. Der Donner des Geschützes verhallte dann in der Felsenkette und schien sich gleichsam schlangenförmig durch die Schluchten hinzuwinden.